Am 28. April, so frühzeitig wie erst einmal, steht der FC Basel als Schweizer Meister fest. Zum 20. Mal insgesamt, zum 8. Mal in Folge. Die rotblaue Dominanz im Schweizer Fussball ist erdrückend.
Die FCB-Fans der jüngsten Generation müssen ein einseitiges Bild von der Super League haben. Sie kommen heuer in die zweite oder dritte Klasse und wissen, dass der FC Basel in jedem ihrer Lebensjahre am besten von allen war. 180 Spiele werden gespielt, am Schluss oder schon vorher ist Basel Meister. Die Kinder wissen vielleicht nicht, dass in grauen Vorzeiten auch Zürich und GC, Servette, Sion, St. Gallen, Luzern, Neuchâtel Xamax und sogar Aarau und YB Meister waren.
Bei den derzeitigen Kräfteverhältnissen tritt Basel weniger gegen die andern als gegen sich selbst an. Nach 36 Runden wird man sehen, ob und welche Rekorde der FCB bezüglich der Anzahl Punkte und des Vorsprungs auf den Zweiten aufgestellt haben wird. Nur darum geht es.
Basels wirkliche Gegner haben Namen wie Leverkusen, Sevilla, Napoli, Tottenham und Lyon. Die Champions League oder allenfalls die Europa League als Trostwettbewerb bieten den Baslern die Gelegenheit, sich mit gleich Starken oder Besseren zu messen. Nach seiner Amtszeit, die diesen Frühling nach zwei Saisons zu Ende geht, muss sich Trainer Urs Fischer eingestehen, dass er in der Königsklasse zu wenig erreicht hat. 2015 scheiterte der FCB in der Qualifikation, 2016 belegte er den letzten Platz in der Gruppe, hinter Ludogorez Rasgrad.
Unbestritten bestes Kader
Fischer musste das Scheitern mit dem FCB hinnehmen, obwohl er keinen Spieler im breiten und starken Kader über Gebühr zu forcieren brauchte. Er gönnte den Besten immer wieder Pausen, ohne dass er den Durchmarsch in der Meisterschaft gefährdet hätte. In den ersten 28 Runden der Super League spielten nur sechs Spieler mehr als 20 Mal. Die besten Torschützen Seydou Doumbia und Marc Janko waren nicht unter ihnen.
Trotz der Abgänge von Mannschaftsstützen wie Behrang Safari, vor allem Breel Embolo und (in der Winterpause) Birkir Bjarnason umfasste das Kader in dieser Saison immer noch so viele Leistungsträger, dass keine Mannschaft in der Meisterschaft auch nur annähernd mithalten konnte. Die Kluft war grösser als jemals zuvor.
Selbst in schwächeren Phasen besser als der Rest
Das offene Geheimnis der Rot-Blauen liegt auch in dieser Meisterschaft in der Konstanz. Sie erlebten zwischen dem 5. März und dem 9. April eine ihrer schwächsten Phasen der Saison, als sie in fünf Spielen zweimal remisierten und dazwischen dreimal gewannen. Dieser Abschnitt ist aber besser als die beste Serie von Vaduz, Thun, GC, Lausanne und Lugano. Eine veritable Krise machte der FCB letzten Oktober mit, als er in drei Partien nur fünf Punkte holte. Legt man jedoch diese Kadenz auf die Dauer der Meisterschaft um, schauen 60 Punkte heraus – mehr als genug, um in den Europacup zu gelangen. Die bis heute einzige Niederlage der Saison erlitten die Basler mit einem 1:3 bei den Young Boys Anfang Dezember. Davor und danach gewannen sie vier- respektive fünfmal.
Die Basler selber hatten erwirkt, dass in dieser Meisterschaft nie eine Spannung aufkommen konnte. Nach neun Runden hatten sie neun Siege auf dem Konto, während die Young Boys als designierte erste Herausforderer im ersten Meisterschaftsviertel schon 15 Punkte liegenliessen.
Wichtige Veränderungen stehen an
Wird sich Basels absolute Dominanz in den nächsten Jahren fortsetzen? Jede Veränderung ist auch eine Chance für die Konkurrenz. Die wichtigste Änderung im FCB hat sich im Frühling abgespielt. Präsident Bernhard Heusler – er brachte sechs Amtsjahre mit Meistertiteln hinter sich – und Sportdirektor Georg Heitz, das erfolgreichste Tandem im Schweizer Fussball abseits des Rasens, gaben die Führung an Bernhard Burgener und Marco Streller weiter.
Streller sagte, die Massnahme sei nicht gegen Urs Fischer gerichtet, aber er und Burgener wollten ihre Zeit mit einem neuen Trainer beginnen. Es ist eine Veränderung, die der Konkurrenz etwas Hoffnung geben kann. In der Privatwirtschaft lässt der neue CEO zuerst ein neues Logo kreieren. Beim FCB setzen Burgener und Streller die plakativste Veränderung mit der Wahl von Raphael Wicky um.