Der Frachter mit Flüchtlingen ist vor Italien unter Kontrolle

Die italienische Küstenwache hat einen Frachter mit Hunderten Flüchtlingen vor der Mittelmeerküste unter Kontrolle gebracht. Ein Helikopter brachte mehrere Rettungskräfte an Bord, die das von der Besatzung verlassene Schiff übernahmen, wie die Küstenwache mitteilte.

Italienische Polizisten vor einem Marineschiff (Archiv) (Bild: sda)

Die italienische Küstenwache hat einen Frachter mit Hunderten Flüchtlingen vor der Mittelmeerküste unter Kontrolle gebracht. Ein Helikopter brachte mehrere Rettungskräfte an Bord, die das von der Besatzung verlassene Schiff übernahmen, wie die Küstenwache mitteilte.

Die unter der Flagge Sierra Leones fahrende «Ezadeen» sollte danach in den Hafen kalabrischen Küstenstadt Crotone geschleppt werden.

Laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa sollte ein isländisches Schiff der EU-Grenzschutzmission «Triton» das Schiff abschleppen. Auch mehrere Ärzte wurden an Bord des 1966 gebauten Frachters gebracht, um den Migranten zu helfen. Eigentlich sollte der normalerweise für Viehtransporte vorgesehen Frachter den französischen Mittelmeerhafen Sète ansteuern.

Der Frachter mit 450 Flüchtlingen an Bord war nach Angaben der Küstenwache ohne Besatzung auf die italienische Küste zugetrieben. Daraufhin war am Donnerstagabend der Rettungseinsatz gestartet worden, Italiens Luftwaffe schickte einen Helikopter.

Ansa berichtete, dem Schiff sei der Sprit ausgegangen. Den Flüchtlingen sei es daraufhin gelungen, einen Notruf abzusetzen. Einem Mann an Bord gelang es, das Schiffsfunkgerät anzuschalten und die italienische Küstenwache darüber zu informieren, dass die Crew von Bord gegangen sei.

Gefunden wurde das Schiff schliesslich von einem Flugzeug der Küstenwache. Da bewegte es sich mit rund sieben Knoten auf die Küste zu.

Schlechtes Wetter erschwerte Rettung

Gegen Mitternacht in der Nacht zum Freitag lag das Schiff rund 65 Kilometer vor Leuca im äussersten Südosten Italiens. Nach Angaben der Armee fielen die Maschinen an Bord aus, ausserdem erschwerten Unwetter die Rettung der Flüchtlinge.

Die Küstenwache rief das isländisches Patrouillenboot zur Hilfe, das in der Nähe im Einsatz war. Dessen Besatzung konnte aber wegen des schlechten Wetters nicht an Bord gehen.

Die italienische Luftwaffe schickte schliesslich einen Helikopter zum Schiff, um Einsatzkräfte abzulassen, die es unter Kontrolle bringen sollen. Wegen des Wetters könne das Handelsschiff «nur aus der Luft bestiegen» werden, erklärte die Armee.

Noch ein «Geisterschiff» mit Flüchtlingen

Erst in der Nacht zum Mittwoch waren fast 800 Bootsflüchtlinge auf einem führerlosem Frachter vor Süditalien nur knapp einer Katastrophe entgangen. Das Schiff «Blue Sky M» mit 768 Migranten an Bord war in auf die Küste der Region Apulien zugesteuert, konnte jedoch von der Küstenwache unter Kontrolle gebracht werden.

Menschenschmuggler, die sich die gefährliche Überfahrt nach Europa teuer bezahlen lassen, verlassen immer häufiger die Schiffe und überlassen die Flüchtlinge ihrem Schicksal. In den vergangenen 14 Monaten retteten die italienischen Behörden mehr als 170’000 illegale Einwanderer. Hunderte, möglicherweise Tausende ertranken bei der gefährlichen Überfahrt von Afrika nach Europa.

Nach Ansicht der EU-Grenzschutzagentur Frontex sei mit diesen «Geisterschiffen» ein «neuer Grad der Grausamkeit» der Schlepperbanden erreicht.

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