Der Grand Canyon im Südwesten der USA ist offenbar wesentlich jünger als bisher vermutet. Einer Studie zufolge entstand die gewaltige Schlucht nicht schon vor mehr als 50 Millionen Jahren, sondern komplett erst vor fünf bis sechs Millionen Jahren.
Damals verband der Colorado River verschiedene ältere Schluchtensysteme miteinander. Das berichten US-Wissenschaftler um Karl Karlstrom von der University of New Mexico in Albuquerque in der Zeitschrift «Nature Geoscience».
Das Alter des Grand Canyon wird unter Geologen seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. In den vergangenen Jahren hatten Forscher argumentiert, der Grossteil des 1500 Meter tiefen Canyons im US-Staat Arizona sei schon vor bis zu 70 Millionen Jahren entstanden – also etwa zu jener Zeit, als die Dinosaurier ausstarben.
Zu unterschiedlichen Zeiten entstanden
Die Forscher um Karlstrom haben nun untersucht, wann das Gestein abkühlte – also erstmals offen lag. Demnach entstanden einzelne Segmente zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Die ältesten, mittleren Teilstücke wurden vor 70 bis 50 Millionen Jahren bis auf die halbe heutige Tiefe gegraben.
Der Eastern Grand Canyon, das östliche der beiden Mittelstücke, sei erst vor 25 bis 15 Millionen Jahren entstanden, so die Wissenschaftler, vermutlich durch einen nach Nordwesten verlaufenden Fluss.
«Nach der Einbeziehung des Colorado River vor fünf bis sechs Millionen Jahren wurden alle Segmente verbreitert und der Grand Canyon wurde während der letzten vier Millionen Jahre mit einer Rate von 100 bis 200 Metern pro Million Jahre vertieft», schliessen die Forscher.