Was tun, wenn du in einem wichtigen Spiel ein fast noch wichtigeres Tor erzielst – und dabei die Hand zuhilfe nimmst? Thierry Henry stand schon vor dieser Frage. Marius Ebbers vom FC St. Pauli auch. Der Hamburger entschied sich etwas anders als der Franzose.
Marius Ebbers hätte sich in eine Reihe stellen können mit Diego Armando Maradona und Thierry Henry. Aber der brave Zweitligastürmer des FC St. Pauli weigerte sich und erhob sich stattdessen über die beiden Handball-Götter. Als Ebbers vom Schiedsrichter gefragt wurde, ob bei seinem Tor die Hand mit im Spiel gewesen sei, gab er es zu. Er ist somit so etwas wie der Ivan Ergic des Nordens. Der ehemalige Mittelfeldstratege des FC Basel hatte ja auch schon Schiedsrichter-Entscheide korrigiert, wenn er sich bevorteilt fühlte.
Für Ebbers war es keine einfache Entscheidung. Schliesslich lief die 80. Minute in der Partie gegen Union Berlin, Pauli brauchte den Sieg, um im Aufstiegsrennen zu bleiben. Und es stand bloss 1:1. Zum Glück für Ebbers und sozusagen als Belohnung gewann St. Pauli dann doch noch durch ein Tor in der zweiten Minute der Nachspielzeit.
Schwierig zu sagen, wie Ebbers sonst so dagestanden wäre vor seinen Kollegen. Spieler vom Typus eines Ergic sind in ihren Mannschaften nämlich nicht nur beliebt. Profifussballer tun sich schwer damit zu verlieren – sonst hätten sie sich in diesem Beruf kaum durchgesetzt. Und wer durch unnötige Ehrlichkeit einen Sieg aufs Spiel setzt, kann nicht mit kabineninternem Applaus rechnen. Auch Ergic und seinem gelebten Fairplay waren bei Rotblau nicht alle wohlgesonnen.
Auf St. Pauli streben sie jetzt allerdings offenbar nach Höherem als dem Aufstieg in die 1. Bundesliga. Jedenfalls erklärte St. Paulis Sportdirektor Helmut Schulte, Ebbers müsse jetzt «ein Kandidat für den Friedensnobelpreis» sein.