England und Italien treffen sich am Samstagabend in der Tropen-Sauna zum Klassiker. Exakt um Mitternacht europäischer Zeit wird in Manaus zum Spitzenspiel der Gruppe D angepfiffen.
Manaus, die knapp 2 Millionen Einwohner zählende Stadt am Amazonas, für viele Touristen Ausgangspunkt für Abenteuer-Reisen in den Dschungel, ist gewiss nicht der ideale Boden für grossen Fussball. Temperaturen von rund 30 Grad und vor allem die Luftfeuchtigkeit von 80 bis 90 Prozent werden den Stars aus Europa ein «Waschküchen-Feeling» der besonderen Art bescheren.
Die Mannschaft von Otmar Hitzfeld muss sich in diesem schwül-heissen Umfeld erst in rund eineinhalb Wochen bewähren, aber sie wird am Samstag einen ersten Eindruck vermittelt bekommen, was sie selber dann im Match gegen Honduras erwartet. Engländer wie Italiener bereiteten sich mit speziellen Massnahmen vor. Die Briten sprinteten unter Portugals Sonne mit dreischichtigen Trainingsanzügen, mit Handschuhen und Mützen. So sollten sie erfahren, was Schwitzen heisst. Die Italiener simulierten die Verhältnisse auf Fitnessgeräten in einem kleinen Holzschuppen.
Immerhin: Die Bedingungen sind für beide Teams dieselben. In Italien wurde aber dennoch die Frage gestellt, ob ihre Altmeister den extremen körperlichen Belastungen noch gewachsen sind. Goalie Gianluigi Buffon (36), Andrea Pirlo (35) und Daniele De Rossi (30) – 2006 mit Italien Weltmeister geworden – sind noch immer mit dabei. Coach Cesare Prandelli setzt auf die Routine, derweil Roy Hodgson, der einstige Schweizer Nationaltrainer, in England den Umbruch eingeleitet hat, mit Akteuren wie Jordan Henderson (23), Daniel Sturridge (24) oder Raheem Sterling (19).
Buffon erlebte im Abschlusstraining einen Schreckmoment. Der 36-Jährige von Juventus Turin knickte um und zog sich eine leichte Blessur am Knöchel zu. Es sei nichts Ernstes, gab Nationaltrainer Cesare Prandelli Entwarnung. Buffon bestreitet gegen England sein 141. Länderspiel.
In der bisher letzten grossen Partie zwischen den beiden Teams hatte Andrea Pirlo noch brillieren können. Er wurde im Viertelfinal der EM, welchen Italien nach torlosem Spiel mit 4:2 im Penaltyschiessen gewann, zum Mann des Spiels gewählt. Insgesamt steht es im direkten Vergleich fast ausgeglichen. Italien hat neunmal gewonnen, England achtmal. Sieben Partien endeten unentschieden.
In der zweiten Partie der Gruppe D sind die Rollen einseitiger verteilt. In Fortaleza (21.00 Uhr) gilt Uruguay gegen Costa Rica als grosser Favorit. Top-Torschütze Luis Suarez vom FC Liverpool scheint drei Wochen nach seiner Knieoperation wieder fit, dürfte jedoch im Hinblick auf die kommenden Aufgaben noch geschont werden.
So wird wohl Diego Forlan, vor vier Jahren in Südafrika zum besten Spieler des Turniers gewählt, in die Start-Elf rücken. Forlan ist mittlerweile 35 Jahre alt und spielt für Cerezo Osaka in Japan. Die Uruguayer haben gegen Costa Rica noch nie verloren und von acht Partien sechs gewonnen. Sie treffen aber auf einen defensiv starken Gegner mit einem starken Torhüter, dem bei Levante in Spanien wirkenden Keylor Navas. Der wurde in der Primera Division zum besten Keeper der Saison gewählt.