Der Littering-Berg zu St. Johann

Die Stadtgärtnerei hat einen Einblick in die tägliche Arbeit gewährt: Sie kämpft mit Brandlöchern, Littering und Slacklining – und die Herausforderung wächst.

Die Stadtgärtnerei hat einen Einblick in die tägliche Arbeit gewährt: Sie kämpft mit Brandlöchern, Littering und Slacklining – und die Herausforderung wächst.

Ein Wald aus Fähnchen hat am frühen Mittwochmorgen den St. Johanns-Park geschmückt. Die Fähnchen kennzeichneten nicht seltene Blümchen, sondern Brandlöcher. Ob sie als Mahnmal stehen bleiben, hatte die Stadtgärtnerei am Morgen noch nicht entschieden, inzwischen ist klar: Sie bleiben vorläufig. Brandlöcher, Littering und Slacklining sind «eine zunehmende Herausforderungen» für die Stadtgärtnerei, weshalb sie auch zu einem Medienanlass im Park im St. Johann lud. Sehr früh am Morgen.

Wenn die Sonne sich über die Dächer des Kleinbasels erhebt, sind die Männer von der Stadtgärtnerei längst an der Arbeit. Was sie Morgen für Morgen in den rund fünfzig Parkanlagen von Basel leisten, haben sie im Rahmen des Medienanlasses vorgeführt. Arbeit bereitet ihnen vor allem der liegengebliebene Abfall. Der Berg von Bierdosen, Verpackungs-, Grill- und Essensresten, den die Männer in Grün feinsäuberlich auf einer Plane ausgebreitet haben, ist eindrücklich. Dass es nicht das Resultat einer Nacht ist, sondern einer durchschnittlichen Woche in einem Park, schränkt den Eindruck nur so lange ein, bis Heinz Schindler erklärt, wie die Abfälle eingesammelt werden müssen. «Jeder Papierschnipsel, jede Dose, jeder Beutel muss von Hand aufgesammelt werden», sagt der Kreisleiter der Stadtgärtnerei.

1,3 Millionen Franken für Parkreinigung

Mit Rotkäppchen-Körben (so der inoffizielle Name) und Greifern ausgerüstet, durchkämmen die Angestellten die Parkanlagen jeden Morgen. «Obwohl wir wissen, wo die meisten Abfälle zurückbleiben, ist es ein grosser Aufwand», sagt Schindler. Liegen bleibt der Abfall vor allem dort, wo die Leute lange sitzen. Sprich: in sichtgeschützten Ecken. Aber auch sonst gibt es «einige wenige Parkbenutzer», die ihre Abfälle liegen lassen. Die Parkreinigung beansprucht bereits zehn Prozent des Unterhaltsbudgets der Stadtgärtnerei, was 1,3 Millionen Franken entspricht. «Das Geld fehlt beim Unterhalt der Anlagen», sagt Grünanlagen-Leiterin Yvonne Aellen.

Dass das Littering nicht abnimmt, habe nichts mit fehlenden Entsorgungsmöglichkeiten zu tun, sagt Aellen. Die grossen Parks sind mit Unterflurcontainern ausgerüstet, deren 1000 Liter-Becken seien kaum je voll vor dem Entleeren. «Die Leute legen aber den Abfall teilweise lieber vor die Kübel, als sich die Mühe zu machen, sie hineinzuschieben.» Den Beweis bleibt Aellen nicht schuldig: Um einen der Unterflurcontainer drappiert erhebt sich an diesem Morgen ein Berg aus Abfall.

Der rauchende Wegwerf-Fluch

Ausser den frühmorgentlichen Joggern bekommen viele Parkbenutzer die Abfälle der nächtlichen Feiern und Gesellschaften in den Parks nicht mit. Was sie allerdings sehen, ist das zweite grosse Übel: Brandlöcher. Das Grillieren in den Parkanlagen ist nicht verboten in Basel (und geht es nach der Mehrheit unserer Community, soll dies auch so bleiben), die Stadtgärtnerei registriert aber seit ein paar Jahren vermehrt Brandschäden am Rasen und an den Bäumen. Sie hat deshalb schon länger Grillregeln zusammengestellt, welche sie auf Tafeln in den Parks in Erinnerung ruft. «Ein bisschen hat es auch genützt», sagt Aellen, «manchmal werfen die Leute etwas Gras über das Brandloch, sie scheinen also zu merken, dass sie etwas falsch gemacht haben.»

Der Anblick des Fähnchen-Waldes im St. Johanns-Park lässt aber keinen anderen Eindruck zu, als dass noch immer zu viele Leute die Regeln nicht begriffen haben. «Das grösste Problem sind die Einweggrills», sagt Kreisleiter Schindler, «sie können eigentlich in Parkanlagen gar nicht genutzt werden, ohne dass sie Schaden anrichten.» Das Problem mit den Brandlöchern ist, dass das Reparieren aufwendig und kostspielig ist. Wie aufwendig, führten zwei Angestellte an einem dieser Brandlöcher vor: Die Narbe muss mit Spaten entfernt, der Boden abgekratzt, Rasenstücke von extern angeliefert und angepflanzt werden. Würde die Stadtgärtnerei die wöchentlich rund fünfzig neuen Brandlöcher reparieren, würde das 150’000 Franken kosten. «Dafür fehlen aber die Ressourcen, weshalb wir auf Prävention setzen», sagt Aellen.

Die balancierenden Schädlinge

Ein weiterer «Boom» in den Parkanlagen ist gemäss der Stadtgärtnerei das Slacklining. Bei der Freizeitaktivität spannt man ein Band zwischen zwei Bäume und balanciert darauf. «Der Zug ist erheblich und kann die Rinde und das darunterliegende Gewebe der Bäume verletzen», sagt Aellen. Die Stadtgärtnerei hat Hinweise erarbeitet, wie das Band sachgemäss angebracht werden muss, damit es keine Schäden gibt. Gemäss Aellen werden diese meistens auch berücksichtigt, aber es gebe leider auch Ausnahmen. Während andere Städte das Slacklining verboten haben, will Basel den Trendsport nicht untersagen – möchte aber nochmals für die Probleme sensibilisieren.

Nicht nur Basel hat diese Probleme. «Es ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, dass die Parkanlagen je länger je mehr zu einem zweiten Wohnzimmer in den Städten werden», sagt Aellen. Die Technik mache es möglich, unabhängig von Strom zu arbeiten oder Musik zu hören. «Es ist schön, dass die Pärke genutzt werden und die Lebensqualität steigern», sagt Aellen, «aber es bräuchte etwas mehr Achtsamkeit.»

Wie das zweite Wohnzimmer rücksichtsvoll genutzt werden kann, führen einige Ratschläge auf:

Grillregeln:

1. Vermeiden Sie Brandschäden! Kurzbeinige Grills und Einweggrills gehören auf befestigten, hitzeverträglichen Untergrund (z.B. Steine oder Wege). Steht Ihr

Grill auf Rasen oder Asphaltbelag, muss die Grillschale mindestens 30 cm vom Boden entfernt sein. Wenn Sie am Rheinbord grillieren, achten Sie bitte darauf, dass Naturstein- und Asphaltbeläge durch die Hitzeeinwirkung nicht beschädigt und nicht durch Fett verschmutzt werden. Offene Feuer sind nicht erlaubt.

2. Behalten Sie Ihren heissen Grill stets im Auge! Achten Sie auf spielende Kinder und Passanten. Platzieren Sie Ihren Grill so, dass Sie niemanden behindern.

3. Halten Sie Abstand zu Bäumen und Sträuchern! Lassen Sie zwischen Grill und Bäumen sowie Sträuchern immer einen Abstand, zur Seite und nach oben, von mindestens 2 Metern.
4. Lassen Sie die Asche erkalten! Lassen Sie die Glut auskühlen oder löschen Sie sie mit Wasser.

5. Sie sind nicht alleine: Denken Sie an die andern! Vermeiden Sie übermässigen Lärm und Rauch – gekonnt befeuerte Grills stinken viel weniger. Deponieren Sie Ihren Abfall
in einem öffentlichen Abfalleimer und entsorgen Sie bitte Glas und Büchsen bei der nächsten Recycling-Station.

Die ausführliche Grilldokumentation der Stadtgärtnerei als pdf-Dokument.

Slacklining-Regeln:

Wahl des Baumes: Befestigen Sie die Leinen nur an Bäumen, die mindestens so dick sind, dass Sie sie nur ganz knapp umarmen können (Stammumfang grösser als 120 cm; Durchmesser mindestens 40 cm). Wählen Sie nur Bäume mit dicker schuppiger Borke, denn Bäume mit feiner Borke erleiden schneller Schaden.
 
Befestigung nur mit Stammschutz: Neben der Zugkraft ist vor allem die Reibung der Leine auf der Rinde heikel. Unterlegen Sie deshalb die Slackline mit einem Abriebschutz, z.B. einem Teppichrest oder einem mit dem Slacklineset erhältlichen Schutzelement. Achten Sie darauf, dass die Verankerungsleine auf dem Schutz und nicht der Schutz auf der Borke reibt.
 
Keine Würgeschlingen: Die Verankerungsschlinge darf nicht so gelegt werden, dass sie sich zuziehen und den Baum «würgen» kann. Legen Sie die Verankerungsleine ohne Knoten um den Baum und schliessen Sie die beiden Enden mit einem Karabinerhaken.

 
Verwendung von breiten Gurten: Legen Sie um den Baum niemals Seile, sondern stets flache Gurten mit einer Mindestbreite von 5 cm. Es dürfen keine Knoten und Karabiner auf
die Borke bzw. auf den Stammschutz drücken.

Die ausführliche Slacklinedokumentation der Stadtgärtnerei als pdf-Dokument.

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