Der Verdrängungswettbewerb der Ölförderländer geht in eine neue Runde: Die Opec-Staaten pumpen den Rohstoff aus allen Rohren in den Weltmarkt und drücken damit den Preis unter die Tiefstände von 2008.
Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee kostete am Montag mit 36,06 Dollar je Barrel (159 Liter) so wenig wie zuletzt im Sommer 2004. Der Terminkontrakt auf das US-Öl WTI fiel um 1,2 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 34,32 Dollar. Mitte 2014 hatten beide noch oberhalb der 100 Dollar-Marke gelegen.
Auslöser für den aktuellen Kursrutsch war Börsianern zufolge die wieder gestiegene Zahl der Ölbohrungen in den USA. Dem Ölindustrie-Dienstleister Baker Hughes zufolge wurde dort in der vergangenen Woche an 541 Stellen nach dem «schwarzen Gold» gebohrt – ein Plus von 17 Bohrlöchern.
«Der Anstieg bei diesen niedrigen Ölpreisen deutet darauf hin, dass die Schieferöl-Förderer ihr Produktionsniveau halten wollen», schrieben die Analysten der ANZ Bank. Dabei sind die Öltanks bereits prall gefüllt: Die US-Ölreserven stiegen vergangene Woche auf 491 Millionen Barrel. «Das ist der höchste Stand für diese Jahreszeit seit 1930», betonten die Experten.
Opec fördert weiterhin mit Hochdruck
Gleichzeitig fluten die Opec-Staaten den Weltmarkt weiter mit Öl. Am Wochenende bekräftigte der irakische Ölminister, dass das Kartell an dieser Politik festhalte. Dadurch wollen sie Konkurrenten mit höheren Förderkosten – vor allem die Schieferöl-Produzenten aus den USA – aus dem Markt zu drängen.
Schieferöl wird mit Hilfe des umstrittenen Fracking-Verfahrens unter hohem technischen und finanziellen Aufwand aus dem Gestein gelöst. Der US-Ölboom der vergangenen Jahre ist einer der Gründe für das aktuelle Überangebot.
Die Internationalen Energieagentur (IEA) sieht die weltweite Fördermenge im kommenden Jahr weiter steigen. Das Plus bei der Öpec-Förderung werde den Rückgang in den übrigen Staaten mehr als aufwiegen.
Aus diesem Grund sehen die Analysten von Goldman Sachs den Preis für das US-Öl WTI 2016 bei 20 Dollar. Sie gelten als besonders kompetent, weil sie bei ihren Preis-Prognosen häufig richtig lagen und die US-Grossbank ein grosser Player im Handel mit dem «schwarzen Gold» ist.