Beim morgendlichen Kikeriki der Hähne bestimmt der Chef-Gockel die Weckzeit. In der Morgendämmerung krähe stets der Hahn zuerst, der in der Hackordnung am höchsten steht, berichten japanische Wissenschaftler.
Die Artgenossen folgen nach einigen Sekunden und krähen weniger häufig als der Anführer, wie das Team um Tsuyoshi Shimmura der Universität in der japanischen Stadt Nagoya im Fachmagazin «Scientific Reports» berichtet.
«Das Krähen eines Hahns hat die Menschen über die Ankunft des Morgens seit der Indus-Kultur (2600 bis 1800 vor Christus) unterrichtet und dieser Laut symbolisiert den Anbruch der Morgendämmerung in vielen Kulturen», schreiben die Forscher.
Innerer Wecker
Vor zwei Jahren wiesen Shimmura und seine Kollegen bereits nach, dass das erste Kikeriki des Tages von der inneren Uhr (dem circadianen Rhythmus) der Hähne gesteuert wird. Licht oder andere äussere Reize seien für das Auslösen des morgendlichen Rufes nicht nötig. Nun untersuchten sie die soziale Komponente des Krähens.
Die Zoologen bildeten drei Gruppen mit je vier Hähnen aus einer Zuchtlinie. Sie beobachteten die aggressiven Begegnungen der Hähne untereinander und erstellten daraus eine soziale Rangordnung. Ausserdem massen sie über implantierte Sensoren die Körpertemperatur der Tiere, woraus sie die biologische Uhr jedes einzelnen Tiers bestimmten.
Zwei Wochen lang verbrachten die Hähne je zwölf Stunden bei hellem und stark gedämpftem Licht, anschliessend zwei Wochen lang rund um die Uhr nur bei Minimalbeleuchtung.
In allen drei Gruppen krähte der ranghöchste Hahn morgens als erster und am häufigsten. Die anderen Hähne krähten mit abnehmendem sozialem Rang weniger oft. Wurde der Chef aus der Gruppe entfernt, stieg der zweithöchste Hahn auf und krähte fortan als erster und so häufig wie sein Vorgänger.
Dabei hing der Kräh-Start nicht direkt davon ab, wann das Licht eingeschaltet wurde. Bei ununterbrochen stark gedämpftem Licht verschob sich das erste Kikeriki entsprechend der inneren Uhr des ranghöchsten Hahns. Sie hat selten genau 24 Stunden und schwankte in dem Experiment der Japaner zwischen 23,2 und 24,5 Stunden.