Der Servicegigant nach dem Angstgegner

Nach dem überstandenen Auftakttest gegen Radek Stepanek wartet auf Stanislas Wawrinka heute eine weitere schwierige Aufgabe: Der als Nummer 9 gesetzte Romand trifft auf Aufschlag-Riese Ivo Karlovic (ATP 79), der im Startspiel die Karriere von James Blake beendete.

Nach dem überstandenen Auftakttest gegen Radek Stepanek wartet auf Stanislas Wawrinka heute eine weitere schwierige Aufgabe: Der als Nummer 9 gesetzte Romand trifft auf Aufschlag-Riese Ivo Karlovic (ATP 79), der im Startspiel die Karriere von James Blake beendete.

7:6 (7:2), 6:3, 6:2 hiess das Schlussresultat aus Sicht des Romands, was auf eine ziemlich komfortable Partie hindeutet. Das war sie letztlich auch und das war aber alles andere als selbstverständlich. Wawrinka, mit einem 0:4-Defizit aus den Direktbegegnungen gegen Stepanek (ATP 58) und der schon fast traditionellen Auftakt-Nervosität angetreten, fand sich schon bald in einer temporären Schieflage wieder. Aus einer 2:0-Führung wurde rasch ein 2:5, inklusive zweier Serviceverluste ohne Punktgewinn.

Wawrinka griff dann zu einem bei ihm in solchen Situationen oft wirkenden Weckruf: Er zerstörte beim Seitenwechsel ein Arbeitsgerät und fand dann deutlich besser ins Spiel. «Ich weiss, ich bin damit kein Vorbild, aber ich kann so meine Frustration rauslassen. Nachher geht es besser.» Anschliessend bekam er den «Ladykiller» der Männertour, der nach einer Verlobung mit Martina Hingis und einer Ehe mit Nicole Vaidisova nun mit Top-ten-Spielerin Petra Kvitova liiert ist, immer besser in den Griff und fand auch probate Gegenmittel gegen die Netzangriffe des Veteranen mit den feinen Händen. «Es war kein einfacher und kein grossartiger Match. Dass ich dennoch in drei Sätzen gewonnen habe, stimmt mich für die Fortdauer des Turniers zuversichtlich.»

In der nächsten Runde trifft Wawrinka nicht auf seinen Wunschgegner. Ein Spiel gegen James Blake hätte ihm einen Auftritt auf einer der grossen Bühne beschert, vermutlich eine Nachtschicht im Arthur-Ashe-Stadium und die Möglichkeit, den Charakterkopf mit Harvard-Vergangenheit in den sportlichen Ruhestand zu verabschieden. Dies erledigte nun unfreiwillig Karlovic für ihn. «Dr. Ivo» servierte mit chirurgischer Präzision und siegte nach fast dreieinhalb Stunden und 38 Assen mit 7:6 im fünften Satz.

Der 208-Zentimeter-Riese mit dem feinen Humor und dem Flair für knackige Statements in den sozialen Medien ist zwar als Gegner weniger attraktiv, aber kaum ungefährlicher. Der Kroate, der die Nachwehen einer viralen Meningitis überwunden hat, erstarkte zuletzt und holte vor einigen Wochen in Bogota den fünften Titel seiner Karriere. In fünf Partien kassierte er kein einziges Break in 61 Servicegames und schlug 104 Asse. Ohnehin wird es darum gehen, den Aufschlag Karlovics zu entschärfen, in etwas mehr als 400 Partien auf der Tour hat er mehr als 7600 Asse geschlagen und ist damit die Nummer 7 der ewigen Bestenliste, punkto Effizienz pro Match aber die Nummer 1 (knapp 19 Asse).

«Ich muss mich zuerst auf meine Servicegames konzentrieren und werde dann meine Chancen bekommen, muss aber geduldig darauf warten», so Wawrinka, der beim einzigen Aufeinandertreffen auf Grand-Slam-Stufe einen Vorgeschmack erhielt: Wawrinka siegte in Wimbledon 2006 mit 11:9 im fünften Satz, nachdem er im vierten Satz einen Matchball mit Doppelfehler vergeben hatte.

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