Der US-Künstler Jackson Pollock ist mit seinen «Drip Paintings» weltweit bekannt geworden. Dass der Begründer des Action Paintings auch ein umfangreiches figuratives Werk geschaffen hat, zeigt jetzt das Kunstmuseums Basel.
Jackson Pollock (1912-1956) schuf seine abstrakten «Drip Paintings», indem er Farbe auf die Leinwand tropfen liess oder sie darauf schüttete oder schleuderte. Die Bilder machten ihn berühmt. Viel weniger bekannt ist indes sein figuratives Werk, auf das die am Freitag vorgestellte Basler Ausstellung nun einen neuen Blick wirft.
Über hundert Gemälde und Arbeiten auf Papier zeigt die Schau «Der figurative Pollock»: Werke der 1930er- bis 1950er-Jahre, Leihgaben aus den USA, Europa, Japan und Australien. Laut Nina Zimmer, Kuratorin der Ausstellung, gibt diese so einen repräsentativen Überblick über Pollocks knapp drei Jahrzehnte umfassendes Schaffen.
Ohne die grossen «Drip Paintings»
Nicht dabei sind die in der kurzen Spanne von 1947 bis 1950 entstandenen grossformatigen «Drip Paintings»: Nur zwei kleinere Gemälde deuten diese Werkphase an. Man sollte allerdings «die grossen Drippings als Klischee im Kopf haben, dann macht die Ausstellung Spass», sagte Zimmer.
Denn die Schau will die Kontinuität in Pollocks Malerei aufzeigen, in welcher durch alle Zeiten immer wieder die gleiche Figurenwelt erscheine. Die Idee, dass es diese Kontinuität gibt, ist gemäss Nina Zimmer neu. Und das Kunstmuseum greife als weltweit erstes diesen Aspekt in diesem Umfang auf.
«Wenn man aus dem Unbewussten heraus malt, müssen zwangsläufig Figuren hervortreten», sagte 1956 Pollock selbst in einem Gespräch mit US-Autor Selden Rodman. Im Frühwerk verarbeitete der ab 1926 in New York lebende Künstler den Regionalismus seines Lehrers Thomas Hart Benton, der eine eigenständige amerikanische Kunst anstrebte.
Danach gerieten die grosse Kunstgeschichte – El Greco, Michelangelo, Rembrandt – sowie die europäische Moderne in sein Blickfeld, dabei allen voran Picasso. Schliesslich prägten Pollocks Vorstellung von Figuration auch die grossen Wandbilder der mexikanischen Muralisten. Stets liess sich Pollock in seiner Arbeit von der Gefühlswelt lenken.
Nina Zimmers «Abschiedsgeschenk»
«Der figurative Pollock» sei Nina Zimmers «Abschiedsgeschenk», sagte Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein: Zimmer, die seit 2006 am Kunstmuseum Basel tätig gewesen war, ist seit August Direktorin des Kunstmuseums und Zentrums Paul Klee in Bern. Die Ausstellung selbst sieht Helfenstein als Schritt in einer langjährigen Tradition.
So habe das Kunstmuseum Basel schon vor 50 Jahren amerikanische Nachkriegskunst gefördert und etwa Bilder von Barnett Newman und anderen erworben, als US-Museen dies noch nicht taten. Dies sei weitergepflegt worden habe ihn nebst anderem bewogen, nach Basel zu kommen, sagte Helfenstein, der das Museum seit Anfang September leitet.
Die Pollock-Ausstellung dauert vom kommenden Sonntag bis zum 22. Januar 2017. Erschienen ist ein Katalog.
Verfasser: Edwin Meyer, sda
www.kunstmuseumbasel.ch