Spargeln haben im Süden Frankreichs bereits Hochsaison und ergeben zusammen mit ein paar neuen Kartoffeln einen wunderbaren Salat zum lauwarm oder kalt geniessen.
Unser Umzug aus einem Basler Quartier mit Coop und Migros, Bäcker und Reformhaus in unmittelbarer Nähe in die ländliche provenzalische Abgeschiedenheit, wo sich nicht nur Fuchs und Hase sondern auch Wildschwein und Perlhuhn gute Nacht sagen, war einkaufstechnisch gesehen ein kleiner Schock. In unserem Dorf gibt es wie in so vielen anderen französischen Orten keine Möglichkeit etwas einzukaufen. Es existiert nämlich kein Laden. Das Allernötigste findet man in einer kleinen „Epicerie“ im Nachbardorf, wo auch eine Bäckerei ihre Waren anbietet. Für alles andere muss man ein paar Kilometer weiter zum nächsten Grossverteiler fahren.
Luxus vor der Haustüre
Dies hat Vor- und Nachteile. Das Dorf ist ausgesprochen ruhig, weil „sans commerce“ auch niemand für etwaige Einkäufe hierher kommt. Andererseits wäre es manchmal ganz nett etwas besorgen zu können, das vergessen wurde. Oder vor dem Dorfladen einen Schwatz zu halten, zum Beispiel über das Wetter, das die Leute hier jeden Tag mit Ausdauer thematisieren. Nun gut, wir haben uns schnellstens adaptiert, planen möglichst nur ein Mal pro Woche einen Grosseinkauf, füllen die überdimensionierten Einkaufswagen von „Carrefour“ und „Intermarché“ wie alle anderen auch bis oben hin und legen zuhause einen Vorrat an, als sei demnächst mit einem weltweiten Versorgungsengpass zu rechnen.
Und wir geniessen umso mehr den kleinen Luxus vor der Haustüre, wenn die Bäckerin auf den Dorfplatz fährt und durch zweimaliges Hupen signalisiert, dass man seine Croissants und Baguettes jetzt holen kann. Der Nachbar zur Linken verfügt ausserdem über einen Gemüsegarten, der zu gegebener Zeit offenbar explosionsartig Zucchetti und Auberginen produziert. Weil keine normale Familie so viel essen kann, wird das Gemüse auf einer Sitzbank drapiert und jeder, der vorbeispaziert, bedient sich nach Laust und Laune. Ein Dankeschön möchte Monsieur le voisin übrigens nicht hören, er winkt mürrisch ab (ich glaube, er ist sich seines Gartengemüses etwas überdrüssig). Ja und nicht zu vergessen eine weitere Möglichkeit dorfintern etwas zu erwerben: In der Kiste aus Plexiglas in der Nähe der Gemeindeverwaltung kann man sich per Selbstbedienung die neuste Ausgabe des Midi libre kaufen, am Wochenende mit Beilage. Was will man also mehr?
Spargeln erster Qualität
Am meisten freuen wir uns aber über den Spargelbauern im Dorf. Familie Saunier produziert beste Ware, weisse Spargeln erster Qualität zu sechs Euro das Kilo, die in grossen Kisten weitherum in Restaurants und Markthallen geliefert werden. Unsere Spargelrationen holen wir alle paar Tage persönlich und zu Fuss und finden es toll, dass wir für diesen Einkauf das Auto zuhause stehen lassen dürfen. Die Spargelfelder am Dorfeingang sehen wir schon von weitem, ebenso die hübschen Esel, die die Weide vor dem Bauernhaus abgrasen. Sie gehören Spargelbauer-Sohn Yoan und heben nur kurz den Kopf, während wir vorbei schlendern. Daneben blüht der goldgelbe Raps.
Ein hier lebender Schweizer hat mir vor ein paar Tagen erzählt, er kenne mehrere Dutzend Rezepte für Spargelsalat. Ich bewundere seine Kochkünste und ausserdem ist er der einzige mir bekannte Hobbykoch, der seine dreissig Quadratmeter grosse Küche in zwei Bereiche, einen für warme und einen für kalte Speisen, unterteilt hat. Chapeau! Aber ganz ehrlich: Es reicht, dieses eine Rezept zu kennen. Voilà, der weltbeste Spargelsalat.
Salade d’asperges
Ein Kilo weisse oder grüne Spargeln (sie sollten allerdings nicht zu dünn sein) rüsten, d.h. das hölzerne Ende zuerst abschneiden und dann den Spargel gründlich schälen. In zirka 4 cm lange Stücke schneiden, die Spitzen dürfen auch etwas länger sein. In Salzwasser, dem man für den weissen Spargel eine gute Prise Zucker und ein Stück Butter beigegeben hat, bissfest kochen. In einer separaten Pfanne mit Salzwasser etwa 600 Gramm geschälte und in Scheiben geschnittene, festkochende Kartoffeln knapp weich kochen. Spargeln und Kartoffeln abschütten und etwas abkühlen lassen. Eine Sauce anrühren mit Salz, Pfeffer, einem Klacks Senf und zwei Esslöffeln Mayonnaise. Mit einem Esslöffel Weissweinessig und zwei Esslöffeln Distelöl zu einer sämigen Sauce verrühren. Das Gemüse in eine Schüssel geben und noch lauwarm mit der Sauce übergiessen. Kurz durchziehen lassen. Vor dem Servieren mit einem gekochten, gehackten Ei, ein bis zwei klein geschnittenen Essiggurken und etwas Schnittlauch garnieren. Der Spargelsalat hält sich zwei Tage im Kühlschrank und schmeckt auch kalt ganz ausgezeichnet.