Der Westschweizer Karikaturist Philippe Becquelin alias «Mix & Remix» ist am Montagabend im Alter von 58 Jahren verstorben. Er habe die zeichnende Presse revolutioniert, sagt Berufskollege Patrick Chappatte.
«Sein entschlossener Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs endete gestern Abend», gab seine Familie auf den sozialen Netzwerken bekannt. Sie sei unendlich traurig.
Der bekannte Zeichner brachte jahrelang seine humoristischen Beobachtungen zur Tagesaktualität auf den Punkt. Veröffentlicht wurden diese Zeichnungen unter anderem im Westschweizer Wochenmagazin «L’Hebdo» (1987–2012) und in der Zeitung «Le Matin Dimanche». «Mix & Remix» zeichnete aber auch für die Politsendung «Infrarouge» des Westschweizer Fernsehens, für den französischen «Courrier international» und die italienische «Internazionale».
Gymnasium abgebrochen
Geboren wurde Philippe Becquelin 1958 in St-Maurice VS. Er begeisterte sich schon früh für die neunte Kunst. Das Gymnasium brach er nach einer turbulenten Schulzeit ab, schloss später aber erfolgreich die Kunsthochschule Lausanne ab.
1984 gab er sich das Pseudonym «Mix & Remix», da er damals noch gemeinsam mit seiner Frau Dominique zeichnete, die er im gleichen Jahr kennengelernt hatte. Mit ihr hatte der Karikaturist zwei Kinder.
Turmwächter als Brotjob
Bevor er von seiner Kunst leben konnte, arbeitete er von 1991 bis 2001 als Turmwächter und Stundenausrufer der Lausanner Kathedrale. Als 1985 das Untergrund-Konzertlokal Dolce Vita in Lausanne seine Pforten öffnete, malte «Mix & Remix» Konzertplakate, Flyers und gestaltete auch die Innendekoration des Rock- und Punklokals mit.
Das Renommee kam Mitte der 1990er-Jahre. 1998 bekam «Mix & Remix» im Wochenmagazin «L’Hebdo» eine ganze Seite. 2005 stellte er auf dem angesehenen Comic-Festival im französischen Angoulême aus. 2016 wurde Becquelin mit dem Preis der Waadtländer Kulturstiftung ausgezeichnet.
Dayer: «Er traute sich alles»
«Mit ihm war die zeichnende Presse nicht mehr wie vorher», sagt der Westschweizer Karikaturist Patrick Chappatte, der für «Le Temps», die «NZZ am Sonntag» und die «New York Times» zeichnet. «Am Anfang sagten viele, dass er schlecht zeichne. Sie hatten aber schlicht die ursprüngliche Kraft seiner kleinen Figuren nicht verstanden.»
Einer, der es schaffe, die Leute mit einem so direkten Stil zum Lachen zu bringen, sei ein Genie, sagte Chappatte, der den Verstorbenen am Dienstag auf den sozialen Medien mit einer Karikatur und einem «Adieu Mix» ehrte. Markenzeichen der Figuren von «Mix & Remix» waren die grossen Nasen.
Ariane Dayer, Chefredaktorin des «Matin Dimanche», bezeichnete Philippe Becquelin als einen «aussergewöhnlichen Zeichner – völlig unabhängig». «Er griff die Linke an, die Rechte. Er traute sich alles, sogar über die Krankheit zu spotten», erinnert sich Dayer.
Auf menschlicher Ebene sei Becquelin lustig und warmherzig gewesen, aber auch ein bisschen reserviert. Von seiner Krankheit habe er im März erfahren. «Zusammen mit den ärztlichen Attesten, die er mir schickte, machte er urkomische Zeichnungen; er lachte bis zum Schluss», sagte Dayer zur Nachrichtenagentur sda.