Der Zorn der Gewerkschaften

Über tausend Personen versammelten sich am Samstagmittag nach einem Protestmarsch durch die Innenstadt auf dem Theaterplatz und kritisierten den Pharmakonzern Novartis, der in den nächsten Monaten 2000 Stellen abbauen will, 1100 davon allein in der Schweiz.

(Bild: Urs Buess)

Über tausend Personen versammelten sich am Samstagmittag nach einem Protestmarsch durch die Innenstadt auf dem Theaterplatz und kritisierten den Pharmakonzern Novartis, der in den nächsten Monaten 2000 Stellen abbauen will, 1100 davon allein in der Schweiz. Die Gewerkschaft Unia plant, im stark betroffenen Werk in Nyon eine Arbeitsniederlegung zu organisieren.

Ja, die Basler Regierung war auch da. Viele der mitmarschierenden Gewerkschafter und Pharma-Angestellten im Protestzug hatten sich die Frage gestellt, ob sich diese Regierung hinter ihren Protest stelle. Aber sie war da, in der Person von Eva Herzog. «Wir verlangen von der Basler Regierung ein Zeichen der Solidarität. Sie soll ein Signal setzen und sich bei Herrn Vasella dafür einsetzen, dass der angekündigte Stellenabbau nicht umgesetzt wird.»

Corrado Pardini, SP-Nationalrat Bern, Mitglied der Unia-Geschäftsleitung, verlangte dies in seiner flammenden Rede auf dem Theaterplatz. Er ermunterte die Gewerkschafter und die Angestellten von Novartis, aber auch von anderen Pharma- und Chemiekonzernen, gemeinsam gegen Abbaupläne  zu kämpfen.

Er und all die anderen Rednerinnen und Redner verurteilten, dass die Konzerne einerseits Millardengewinne einstreichen und Familienväter und -mütter in die Arbeitslosigkeit schicken wollen. Zehn Prozent zusätzlichen Umsatz hätten die Novartis-Angestellten in den ersten drei Quartalen erwirtschaftet, zum Dank dafür sollten nun 2000 in die Wüste geschickt werden.

Beginnen soll der Arbeitskampf in Nyon, verkündete Corrado Pardini. Die aus Nyon angereisten Novartis-Angestellten klatschten Beifall. Im dortigen Werk will die Gewerkschaft eine Arbeitsniederlegung organisieren. In Basel, im abgeschlossenen Campus, sei dies kaum möglich, sagte Pardini nach seiner Rede zur TagesWoche. Aber wenn der Protest Nyon in konkrete Kampfmassnahmen umgesetzt sei, werde er auch nach Basel getragen. «Wir wollen dafür sorgen, dass die Abzocker ein paar schlaflose Nächte haben.»

Und dann, am Schluss der Veranstaltung, trat Regierungsrätin Eva Herzog ans Rednerpult, nahm nicht nur die Protest-Resolution in Empfang, sondern versicherte den Protestierenden, dass sie ihren Zorn verstehe. Sie habe dafür Verständnis, dass man es als zynisch empfunden habe, wie die Novartis-Spitze in derselben Mitteilung einerseits einen Zwei-Milliarden-Gewinn bekanntgegeben und andererseits den Stellenabbau angekündigt habe. Und sie sagte als Vertreterin der Basler Regierung: «Wir verstehen Novartis auch nicht. Wir werden uns mit Novartis zusammensetzen und uns für die Arbeitsplätze einsetzen.»   

Quellen

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