Die Grande Nation feiert ihre Finalisten. Nach dem Sieg gegen Deutschland liegen Frankreichs Fans vor allem Doppeltorschütze Antoine Griezmann zu Füssen.
Ganz Frankreich ist voller Liebe für die Équipe tricolore. Die Spieler twitterten noch bis tief in die Nacht, die Fans feierten ihre Idole nach dem 2:0-Halbfinalsieg gegen Weltmeister Deutschland nicht nur auf den Champs-Élysées in Paris und im Spielort Marseille. «Es war unsere Pflicht, diese Spiele zu gewinnen und den Franzosen Freude zu bereiten», betonte der allerorten umjubelte Antoine Griezmann. Der Stürmer von Atletico Madrid machte mit seinen Tore 5 und 6 an diesem Turnier den Erfolg perfekt.
«Griezmann stratosphärisch», schwärmte der Sender BMTV nach Spielschluss auf seiner Homepage. «Er hat alles verdient», meinte die Sportzeitung «L’Équipe». Zu Ehren der gesamten Mannschaft, die nun nach der Generation von Michel Platini 1984 und den Helden um ihren jetzigen Trainer Didier Deschamps und Zinedine Zidane 2000 nach dem dritten EM-Titel für die Grande Nation greift, erstrahlte der Eiffelturm in blau, weiss und rot.
Gegner am Sonntag im Stade de France in Saint-Denis (21.00 Uhr) ist Portugal um Superstar Cristiano Ronaldo. Gegen die Portugiesen gelangen Frankreich in 24 Partien 18 Siege. Auch in den wichtigen Spielen gingen die Franzosen als Sieger vom Platz: 1984 im Halbfinal der EM, 2000 im Halbfinal der EM und 2006 im Halbfinal der WM. Deschamps befand nach Mitternacht bei der Pressekonferenz jedoch: «Nur weil wir Deutschland ausschalteten, besitzen wir keine Zusatzkräfte. Wir glauben an uns, Portugal glaubt an sich.»
Für Deschamps ist es am Sonntag bereits der dritte Final an einem grossen Turnier. 1998 gewann er als Captain mit Frankreich zuhause die WM, zwei Jahre später die EM in Belgien und den Niederlanden. Insgesamt steht Frankreich zum fünften Mal in einem Endspiel einer EM oder WM.
Allerdings haben die Franzosen einen Tag weniger zur Regeneration, innert vier Tagen mussten sie bei dieser EM noch kein einziges Mal zwei Partien bestreiten – nun aber die beiden wichtigsten. Das sei natürlich ein Handicap, sagte Deschamps. Doch nach Klagen war niemandem an diesem Abend, der «Ekstase» («L’Équipe»).
«Als wir zum Stadion fuhren, sahen wir die Fans. Die Begeisterung war Wahnsinn. Am Sonntag wird sie noch grösser sein», so Deschamps. «Wir können jetzt weiter träumen vom 10. Juli», betonte Griezmann und kündigte an: «Den Abend geniessen wir jetzt.» Der starke Goalie Hugo Lloris ergänzte: «Es bleibt noch ein Schritt und das ist der Schwerste.»
Allerdings stehen die Chancen gut, dass die Franzosen eine spezielle Serie fortsetzen können: jene der EM-Titelgewinne im Abstand von jeweils 16 Jahren. 1984 schlug die «Equipe Tricolore» um Michel Platini im Final Spanien 2:0, 2000 bezwang sie Italien 2:1 nach Verlängerung dank dem Golden Goal von David Trezeguet. Und 2016? Sorry, Portugal, aber der Gastgeber hat den Titel mehr verdient.