Die Zahl der Cyberangriffe auf die NATO hat nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr gab es demnach monatlich durchschnittlich 500 bedrohliche Cyberangriffe auf NATO-Eingriffe, bei denen Experten einschreiten mussten.
Die Zahl solcher bedrohlicher Attacken sei um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen, sagte Stoltenberg der «Welt» am Donnerstag. Er bezog sich auf aktuelle Erhebungen.
Die meisten dieser Angriffe gingen «nicht von Privatpersonen» aus, sondern würden «von staatlichen Institutionen anderer Länder gesponsort», sagte Stoltenberg. Dies sei aus dem grossen Ressourcenaufwand klar ersichtlich. „Ich bin äusserst besorgt über diese Entwicklung.
Cyberabwehr wird beim nächsten NATO-Gipfel eine wichtige Rolle spielen. Wir müssen unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet weiter verstärken“, sagte der NATO-Chef. Cyberangriffe seien potenziell sehr gefährlich, weil sie beispielsweise der Energie- und Gesundheitsversorgung und anderen kritischen Infrastrukturen schaden können, fügte Stoltenberg hinzu.
Bündnisfall möglich
«Zudem können sie der Verteidigungsbereitschaft der NATO schaden und unsere bewaffneten Truppen bei ihrer Arbeit beeinträchtigen können. Alle militärischen Aktivitäten basieren ja heute auf der Übertragung von Daten. Wenn das nicht funktioniert, kann grosser Schaden entstehen.» Cyberangriffe von einer bestimmten Grössenordnung könnten darum einen Bündnisfall nach Artikel 5 auslösen.
Der ehemalige norwegische Ministerpräsident zeigte sich zudem besorgt über mögliche Datenmanipulationen bei Wahlkämpfen: «Der NATO liegen Berichte von verschiedenen Regierungen aus Mitgliedstaaten vor, die befürchten, dass Hacker versuchen werden, sich in nationale Wahlkämpfe einzumischen. Damit würden sie die Demokratie unterminieren.»
Seit einiger Zeit biete die Nato allen Bündnismitgliedern Krisenteams an, die ihnen helfen, ihre Netze besser zu schützen.