Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist auf den tiefsten Stand seit einem Vierteljahrhundert gefallen. Dank des Herbstaufschwungs registrierte die Bundesagentur für Arbeit (BA) im September noch 2,61 Millionen Erwerbslose.
Das waren 77’000 Erwerbslose weniger als im August und 100’000 weniger als im Vorjahr, wie die Behörde am Donnerstag in Nürnberg mitteilte. Dies ist die niedrigste Arbeitslosigkeit in Deutschland seit dem März des Jahres 1991. Die Arbeitslosenquote ging um 0,2 Punkte auf 5,9 Prozent zurück.
«Mit der einsetzenden Herbstbelebung hat sich die Arbeitslosigkeit im September deutlich verringert», sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitern sei gleichzeitig weiterhin hoch. «Der Arbeitsmarkt hat sich insgesamt weiter gut entwickelt, obwohl sich der Beschäftigungszuwachs in den letzten beiden Monaten nicht fortgesetzt hat.»
Ein Grund dafür seien spätere Sommerferien vor allem in Niedersachsen, wodurch sich Einstellungen nach der Sommerpause verzögerten. «Das ist im Moment ein Dämpfer, aber keine Änderung der erwarteten Entwicklung», sagte Weise. Der Ausblick sei weiter positiv.
Trend nicht gebrochen
Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl stieg im Vergleich zum August leicht – um 1000 auf 2,68 Millionen. Sie nahm nur im Westen zu, im Osten ging sie zurück. Weise sieht darin noch kein Ende der guten Arbeitsmarktlage: «Wir glauben nicht, dass damit ein Trend gebrochen ist.»
In der Arbeitsmarktstatistik werden laut Weise «die Auswirkungen der Fluchtmigration immer deutlicher». Die Zahl der Arbeitslosen aus den acht Staaten, aus denen die meisten Asylbewerber kämen, sei im September rund 90’000 höher gewesen als vor einem Jahr.
Dies sei durch einen Rückgang bei inländischen Arbeitslosen mehr als ausgeglichen worden, so dass im Vorjahresvergleich 100’000 Menschen weniger arbeitslos seien, sagte Weise.
Mehr Flüchtlinge
Der Rückgang der Erwerbslosenzahlen hat vorwiegend saisonale Gründe: Ausbildungsabsolventen finden oft erst nach den Sommerferien eine feste Stelle. Zudem sorgen die teils bis in den September dauernden Werksferien dafür, dass Unternehmen neue Mitarbeiter erst im Spätsommer einstellen.
Dennoch haben Jobsucher derzeit beste Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Deutsche Firmen hätten im September so viele freie Stellen gehabt wie selten zuvor, berichtete die BA.
Die vielen Flüchtlinge schlagen an anderer Stelle auf die Statistik durch: Die sogenannte Unterbeschäftigung, die neben Arbeitslosen auch Arbeitsuchende in Fortbildungen umfasst, lag mit 3,52 Millionen Menschen im September um 15’000 höher als vor einem Jahr. Als Gründe nannte die BA mehr Massnahmen zur Qualifizierung und mehr Flüchtlinge in Integrationskursen.