Deutsche Bank holt für Kapitalerhöhung Scheich ins Boot

Die Deutsche Bank will mit der zweitgrössten Kapitalerhöhung ihrer Geschichte rund acht Milliarden Euro einnehmen und holt sich dazu Katar an Bord. Die Herrscherfamilie des Golfstaates habe Aktien im Volumen von 1,75 Milliarden Euro übernommen.

Die Skyline von Doha, Hauptstadt des Emirats Katar. (Bild: sda)

Die Deutsche Bank will mit der zweitgrössten Kapitalerhöhung ihrer Geschichte rund acht Milliarden Euro einnehmen und holt sich dazu Katar an Bord. Die Herrscherfamilie des Golfstaates habe Aktien im Volumen von 1,75 Milliarden Euro übernommen.

Dies teilte Deutschlands grösstes Geldhaus am Sonntagabend mit. Mit einem Anteil von zunächst knapp sechs Prozent steigen die Kataris damit zum neuen Ankerinvestor auf. Die übrigen bis zu 300 Millionen Papiere sollen bis Ende Juni auf den Markt geworfen werden.

Die beiden Co-Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen wollen angesichts immer strengerer Vorgaben der Regulierer wieder in die Offensive kommen. Denn im Vergleich zu den angelsächsischen und Schweizer Rivalen galt die Kapitaldecke der Deutschen Bank bislang als recht dünn.

Die nun beschlossenen Massnahmen seien eine «entschlossene Antwort», betonte das Führungsduo. «Wir stärken unser Kapital massgeblich, verbessern unsere Wettbewerbsposition weiter und investieren in gezielte Wachstumsinitiativen in unseren Kerngeschäftsbereichen.»

Über den Schritt war seit der letzten Quartalsbilanz am Markt spekuliert worden. Denn Ende April hatte sich gezeigt, dass die Deutsche Bank angesichts eines schleppenden Konzernumbaus, hoher Lasten für Rechtsstreitigkeiten und wenig Erfolg bei ihrem leidigen Kapitalthema nur mühsam vorankommt. Jain betonte damals denn auch, das Institut schliesse keine Option mehr aus.

Steigerung der Kernkapitalquote um 2,3 Prozent

Mit der nun angekündigten Platzierung steigt die harte Kernkapitalquote nach den strengeren Basel-III-Standards auf einen Schlag von zuletzt 9,5 Prozent auf 11,8 Prozent, wie der Konzern vorrechnete. Bislang hatte die Bank zehn Prozent bis März 2015 angepeilt.

Jetzt gebe es aber nicht nur einen Puffer für künftige regulatorische Anforderungen, sondern auch genug Mittel für Wachstum im Kerngeschäft, erklärte der Konzern. Zuletzt hatte auch die britische Grossbank Barclays angekündigt, sich aus grossen Teilen des Investmentbankings zurückzuziehen.

Die Deutsche Bank wittert hier Chancen vor allem in ihrer wichtigsten Domäne, dem Anleihehandel. Wegen ihrer knappen Kapitaldecke liefen die Frankfurter zuletzt aber Gefahr, den Anschluss an die US-Erzrivalen JPMorgan und Goldman Sachs zu verlieren.

Verschiedene Grossaktionäre der Deutschen Bank hatten im Gespräch mit Reuters zuletzt signalisiert, bei einer weiteren Kapitalerhöhung mitzuziehen – allerdings nur, wenn das Führungsduo glaubhaft versichern könne, dass die Bank damit auch eine strategische Vision präsentiere. Denn die letzte Kapitalerhöhung ist gerade einmal ein Jahr her, damals sammelte die Deutsche Bank rund drei Milliarden Euro ein.

Weiter nur Löcher stopfen sei keine Option mehr, hatte einer der Top-10-Investoren erst in der vergangenen Woche moniert. Jain und Fitschen bemühten sich nun, dieser Forderung nachzukommen und bekräftigten nicht nur ihre Rendite- und Einsparziele der «Strategie 2015+». Mehr Geld wollen sie auch in das Privatkundengeschäft und die Vermögensverwaltung stecken.

Der neue Mitbestimmer

Bei dem Investor aus Katar handelt es sich um eine Investmentgesellschaft im Besitz von Scheich Hamad Bin Jassim Bin Jabor Al-Thani. Er zeichnet zunächst ein Sechstel der neuen Aktien, kann seinen Anteil aber über die Bezugsrechte noch deutlich steigern, wenn er auch an der übrigen Kapitalerhöhung teilnimmt.

Der Scheich gilt als zweitreichster Mann des Landes und ist über andere Vehikel auch schon an anderen Banken beteiligt. Die Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die Altaktionäre läuft voraussichtlich bis zum 24. Juni.

Wenn alles wie geplant durchgeht, hat die Deutsche Bank seit 2010 insgesamt 21 Milliarden Euro frisches Kapital eingesammelt. Die bislang grösste Kapitalerhöhung des Instituts fand im Zusammenhang mit der Postbank-Übernahme statt.

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