Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Fraktionschef Jürgen Trittin sind die Spitzenkandidaten der deutschen Grünen für die Bundestagswahl 2013. Das ist das klare Ergebnis der Urwahl durch die Parteimitglieder, wie Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke in Berlin bekanntgab.
Es war das erste Mal, dass eine Partei in Deutschland ihre Spitzenkandidaten per Urwahl bestimmte. Fast eine Woche lang hatten rund 50 Helfer in den Uferstudios im Stadtteil Wedding die Wahlbriefe ausgezählt. In Regionalkonferenzen hatten sich die Kandidaten gemeinsam den Fragen der Basis gestellt. Laut Parteisatzung muss einer der beiden Kandidaten eine Frau sein.
Der 58-jährige Trittin erreichte 71,9 Prozent der abgegebenen gültigen 35’065 Stimmen und die 46-jährige Göring-Eckardt 47,3 Prozent. Einen Dämpfer erteilte die Basis Parteichefin Claudia Roth, die sich auch beworben hatte: Sie erhielt nur 26,2 Prozent der Stimmen. Mitbewerberin Renate Künast erreichte 38,6 Prozent.
Vor allem das schlechte Abschneiden von Roth gilt als Überraschung. Sie hatte bereits angekündigt, unabhängig vom Ausgang der Urwahl Mitte November auf dem Parteitag in Hannover erneut für das Amt der Parteivorsitzenden zu kandidieren.
Rund 62 Prozent der knapp 60’000 Parteimitglieder hatten sich an der Urwahl beteiligt. Auch elf zuvor unbekannte Grünen-Mitglieder hatten sich zur Wahl gestellt. Sie erhielten zwischen 0,3 und 2,4 Prozent.
Zwischen Kontinuität und Erneuerung
Trittin bringt reichlich politische Erfahrung mit. Er ist unumstritten die linke Führungsfigur der Partei. 1994 bis 1998 war Trittin Parteichef, seit 2009 ist er Fraktionschef im Bundestag. Von 1998 bis 2005 war er Bundesumweltminister.
Die Ostdeutsche Göring-Eckardt gilt eher als Vertreterin des Realo-Flügels der Partei. Sie geniesst als langjährige Vizepräsidentin des Bundestages parteiübergreifend Respekt. Die studierte Theologin wurde 2009 zur Präses der Synode der Evangelischen Kirche gewählt. Ihre Kirchenämter lässt die Grünen-Spitzenkandidatin bis zum Ende des Bundestagswahlkampfs 2013 ruhen.
Bundesgeschäftsführerin Lemke bezeichnete das Ergebnis der Urwahl als „weise Balance zwischen Kontinuität und Erneuerung“. Trittin stehe für das ökologische Profil der Partei und sei ein Vorkämpfer für ein grünes Wirtschaftswunder.
Göring-Eckardt habe sich als Anwältin der Ärmsten in der Gesellschaft und als Kämpferin für soziale Gerechtigkeit einen Namen gemacht. Das Duo bilde das inhaltliche Profil der Partei ab.
Bei der SPD stiess das Resultat auf grosse Zustimmung. „Das ist eine gute Wahl“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Thomas Oppermann. „Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin sind klasse Redner und gute Wahlkämpfer. Damit sind wir der Ablösung von Schwarz-Gelb einen grossen Schritt näher gekommen.“