„Rettungsroutine“ ist das Wort des Jahres 2012 in Deutschland. Es stehe für die immer wiederkehrenden Massnahmen zur Rettung des Finanzsystems, begründete die Gesellschaft für deutsche Sprache am Freitag in Wiesbaden ihre Wahl.
„Rettungsroutine“ spiegle nicht nur das seit Jahren aktuelle Thema der instabilen europäischen Wirtschaftslage wider, sondern beschreibe die zahlreichen und wiederkehrenden Massnahmen, die bisher zur Stabilisierung unternommen wurden, begründete der Vorsitzende der Gesellschaft, Armin Burkhardt.
Sprachlich interessant sei die Widersprüchlichkeit des Begriffs: Während Rettung im eigentlichen Sinne etwas Akutes sei, beinhalte Routine eine auf Dauer angelegte Entwicklung, erläuterte Burkhardt.
Insgesamt bringe das Wort die Doppeldeutigkeit der Euro-Rettung und der Finanzkrise zum Ausdruck. Im vergangenen Jahr hatte sich „Stresstest“ durchgesetzt. „Ich glaube, wir haben einen würdigen Nachfolger gefunden“, sagte Burkhardt.
„Netzhetze“ statt „Shitstorm“
Auf den zweiten Platz setzten die Sprachforscher „Kanzlerpräsidentin“ – eine Bezeichnung für die oft zurückhaltend politisierende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Ebenfalls unter den Top Ten, auf dem sechsten Platz, ist „Netzhetze“, das für Internetattacken steht. In der Deutschschweiz wurde der Begriff Anfang Dezember in seiner englischen Variante „Shitstorm“ zum Wort des Jahres gekürt.
Das „Gottesteilchen“ erreichte in Deutschland Platz sieben; das sogenannte Higgs-Teilchen wurde 2012 erstmals nachgewiesen. In Anlehnung an die Proteste der Punkband Pussy Riot gegen die russische Regierung kam „Punk-Gebet“ auf Platz acht.
37. „Wörter des Jahres“
Ausgewählt wurden die Wörter des Jahres aus 2200 Belegen, sagte Burkhardt. Acht Jurymitglieder bestimmten die Top Ten, die den öffentlichen Diskurs 2012 im Wesentlichen prägten.
Die Wörter des Jahres stehen für wichtige Themen und sind laut der Gesellschaft für deutsche Sprache charakteristisch für das jeweilige Jahr. 2012 wurden sie zum 37. Mal bekannt gegeben.