Angesichts der Schuldenkrise haben Spitzenpolitiker am Tag der Deutschen Einheit ein noch engeres Zusammenwachsen der Staaten Europas beschworen. Beim zentralen Festakt in München mahnte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) in einem flammenden Plädoyer, es gebe keine vernünftige Alternative zu Europa.
Lammert warnte insbesondere davor, in eine „Rivalität von Nationalstaaten“ zurückzufallen. Die Weiterentwicklung Europas liege im deutschen Interesse, betonte er vor mehr als 1500 geladenen Gästen in der Münchner Staatsoper.
An der zentralen Einheitsfeier nahm die gesamte politische Spitze Deutschlands teil, allen voran Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Hunderttausende Menschen strömten bei schönstem Spätsommerwetter zu einem Bürgerfest in die Münchner Innenstadt.
Mit Blick auf die Schuldenkrise räumte Lammert ein: „Wer heute Meldungen über Europa verfolgt, muss den Eindruck gewinnen: Es geht meist um Geld, scheinbar nur um Geld, jedenfalls immer wieder um immer mehr Geld, um Schulden und ihre Tilgung, um Schuldenschnitte und ihren Umfang.“ Europa sei allerdings „mehr als der Euro“.
„Europäische Dimension“ der Wiedervereinigung
Lammert erinnerte an die „europäische Dimension“ der deutschen Wiedervereinigung und sagte: „Ohne die Überwindung der Spaltung Europas wäre die deutsche Einheit nicht möglich gewesen. Die Wiederherstellung der staatlichen Einheit unseres Landes war umgekehrt Voraussetzung für das Zusammenwachsen Europas.“
Aussenminister Guido Westerwelle argumentierte in einem Grusswort zum 22. Jahrestag der Deutschen Einheit ähnlich wie Lammert. Die Lehre aus der Euro-Schuldenkrise sei „mehr Europa“, betonte der FDP-Politiker. Auch andere Politiker und Kirchenleute warnten vor einem Verlust gemeinsamer europäischer Identität in der Euro-Krise und vor einem Auseinanderdriften des Kontinents.