Glimpfliches Ende eines Nervenkriegs am Freitagmorgen: Spezialkräfte der Polizei haben nach stundenlangen Verhandlungen einen 36-jährigen Familienvater festgenommen. Er hatte sich mit zwölf Personen die ganze Nacht über in seinem Lokal im deutschen Freiburg verschanzt.
Statt von zwölf Geiseln sprach die Polizei später von «Unterstützern» des Mannes. Der vorbestrafte Betreiber des Restaurants habe wohl Angst vor dem Gefängnis gehabt, erklärten die Ermittler. Bei dem Einsatz gab es laut Polizei vier Leichtverletzte.
Die Polizei ging am Donnerstagabend zunächst von einer Geiselnahme aus: Der 36-Jährige rief die Polizei an und drohte, alles in die Luft zu sprengen. Ob er das ernst gemeint habe und ob die anderen Personen im Imbiss mit Gewalt festgehalten worden seien, sei zunächst nicht zu klären gewesen, sagte der Leiter der Polizeidirektion Freiburg, Alfred Oschwald.
Demnach sagte der türkische Staatsbürger kurdischer Abstammung in gebrochenem Deutsch, er sei vorbereitet, alles in die Luft fliegen zu lassen. Die Polizei rückte mit einem Grossaufgebot zu dem Imbiss aus. Bis zum Freitagmorgen waren insgesamt mehr als 400 Polizeibeamte im Einsatz, darunter zahlreiche Spezialkräfte.
In der Nacht erklärte die Polizei, der Mann sei gefährlich und bewaffnet. Er habe brennbare Flüssigkeiten bei sich. «Es gab viele Hinweise, dass von dem Täter möglicherweise eine Gefahr für die anderen Menschen ausgeht», sagte Oschwald an einer Pressekonferenz am Nachmittag.
«Sprunghaft und unberechenbar»
Spezialisten der Polizei verhandelten stundenlang mit dem 36-Jährigen. Er sei sehr sprunghaft und wenig berechenbar gewesen, erklärte Oschwald. Nach stundenlangen Verhandlungen ergab sich der Täter am Morgen. Es gelang, ihn zu überreden, das Gebäude zu verlassen. Dann hätten ihn die Beamten sofort festgenommen.
Der Einsatz lief glimpflich ab. Es sei bei ein paar Schürfwunden geblieben, sagte Oschwald. Unter den Unterstützern des Täters waren auch die Frau und die fünf Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren.
Der Familienvater war wegen Drogendelikten zu acht Monaten Haft verurteilt worden, wie der Freiburger Oberstaatsanwalt Wolfgang Maier sagte. Um diese Strafe zu vollstrecken, habe nun ein Haftbefehl vorgelegen.
Es sei möglich, dass dies den Mann zu der Tat bewogen habe. Er hatte gefordert, ein Staatsanwalt solle eine Bescheinigung unterschreiben, in der dem Tatverdächtigen versichert wird, nicht hinter Gitter zu müssen. «Dem sind wir natürlich nachgekommen», sagte Maier. Die Bescheinigung sei aber nichts wert gewesen.
Nicht vor Gericht erschienen
Der 36-Jährige hatte sich bereits einiges zu Schulden kommen lassen. Er habe unter anderem gegen das Sprengstoffgesetz verstossen. Am Donnerstag habe er einen Gerichtstermin gehabt, zu dem er nicht erschienen sei. Dabei ging es um das Fahren ohne Führerschein. Im Dezember sollte er sich vor Gericht wegen illegalen Waffenbesitzes verantworten.
Gegen 06.30 Uhr hatten Spezialkräfte zunächst einen Mann in Handschellen abgeführt. Später erklärte die Polizei, die Handschellen seien rein vorsorglich angelegt worden, es handle sich nicht um den Täter, sondern um einen Unterstützer des 36-Jährigen. Der Nervenkrimi ging weiter, bis der Täter schliesslich um kurz vor 9.00 Uhr aufgab.
Nach der Festnahme bemerkten die Beamten Gas- oder Benzingeruch in dem Restaurant und fanden zwei leere Kanister. Ob der 36-Jährige das Benzin verschüttet hat, war zunächst unklar. Die Beamten stellten zudem eine Axt sowie einen Baseballschläger sicher. Schusswaffen wurden nicht gefunden.
Oschwald zeigte sich «sehr froh und dankbar», dass es während der möglichen Geiselnahme keine Schwerverletzten gegeben habe. Mit Blick auf den genauen Ablauf der Tat fügte der Polizeichef hinzu: «Wir haben selber noch viele, viele Fragen».