Die deutsche Wirtschaft hat einen besseren Zugang zum chinesischen Markt angemahnt. Beim Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in China forderten deutsche Spitzenunternehmer im Gespräch mit Regierungschef Wen Jiabao am Freitag in Tianjin gleiche Wettbewerbsbedingungen.
Hinzu kommen sollen eine einfachere Produktzulassung und Transparenz im Patentschutz. In der Bewältigung der Euro-Krise erhielt die Kanzlerin Rückendeckung für ihre in Europa kontrovers diskutierte Politik. In den Gesprächen sei deutlich geworden, dass Deutschland aus chinesischer Sicht „für die richtige Politik steht“, berichteten Delegationskreise.
Bei einem Abendessen mit Chinas Finanzspitzen sei „sehr schonungslos“ über die Krise gesprochen worden. Es wurde auch Unverständnis darüber geäussert, dass die Europäer so lange brauchten, um die Beschlüsse und Reformen zur Euro-Rettung umzusetzen.
Chinas Premier sieht Mängel
Umgekehrt gab es auch Kritik der deutschen Wirtschaft an Marktbarrieren und ungleichen Wettbewerbsbedingungen in China. „Der faire Marktzugang, dass unsere Tochtergesellschaften auch als chinesische Unternehmen anerkannt werden, liegt uns am Herzen“, sagte Siemens-Chef Peter Löscher auf einem Wirtschaftsforum.
Chinas Premier räumte Mängel ein und versprach Besserung: „Wenn wir Fehler begangen haben, können Sie gerne an mich schreiben, und ich versichere Ihnen, wir werden das beheben.“
BASF-Asien-Chef Martin Brudermüller bescheinigte China zwar „enorme Fortschritte“ beim Schutz des geistigen Eigentums, wies aber auf eine „Flut von chinesischen Patenten“ hin, die trotz geringer erfinderischer Bedeutung neuerdings in China angemeldet werden.
100. Airbus
Zum Abschluss ihrer Visite besuchte Merkel mit Wen Jiabao das einzige aussereuropäische Werk von Airbus in Tianjin, um die Auslieferung des hundertsten Airbusses zu feiern.
„Die Luftfahrtindustrie ist genauso für Deutschland wie für China ein strategischer Wirtschaftszweig mit enormer Aussicht auf Wachstum“, sagte Merkel. China ist heute schon der zweitwichtigste Luftfahrtmarkt der Welt.
Wen Jiabao sagte, künftig sollten in Tianjin nicht mehr nur Flugzeuge für den chinesischen Markt gebaut werden. Einen Export seines Gemeinschaftsunternehmens mit chinesischen Partnern hatte Airbus ursprünglich aber nicht geplant, wie Branchenkenner meinten.