Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck hat den Massenmord an den Armeniern vor 100 Jahren im Osmanischen Reich als Völkermord bezeichnet. Zudem gab er Deutschland eine Mitverantwortung.
In einer Rede nach einem ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom ging Gauck am Donnerstag damit über eine Formulierung der Regierungskoalition hinaus, die der Bundestag am Freitag beschliessen will.
«In diesem Fall müssen auch wir Deutsche insgesamt uns noch der Aufarbeitung stellen, wenn es nämlich um eine Mitverantwortung, unter Umständen sogar Mitschuld, am Völkermord an den Armeniern geht», sagte Gauck mit Blick auf Militärvertreter des Kaiserreichs, die an den Deportationen beteiligt waren.
Die Türkei räumt ein, dass osmanische Truppen bei Massakern und Deportationen 1915 und 1916 armenische Christen töteten. Die Regierung bestreitet aber, dass es Hunderttausende waren und dass es ein Völkermord gewesen sei. Nach Schätzungen wurden damals bis zu eineinhalb Millionen Menschen umgebracht.
Das 100-jährige Gedenken löst seit Wochen diplomatischen Wirbel aus. Aus Protest gegen eine Genozid-Resolution des österreichischen Parlaments zog etwa die türkische Regierung am Mittwochabend ihren Botschafter aus Wien ab. In der Erklärung der Parlamentarier heisst es, man habe die Pflicht, die damaligen Ereignisse «als Genozid anzuerkennen und zu verurteilen».