Der Heine-Preis der Stadt Düsseldorf geht in diesem Jahr an den Soziologen Jürgen Habermas. Die Jury sieht in dem 83-Jährigen „einen der weltweit bedeutendsten Denker der Gegenwart“.
Er erhalte den mit 50’000 Euro dotierten Preis „für sein Lebenswerk, das durch freiheitliche Ideen der Aufklärung, seinen unermüdlichen Einsatz für ein demokratisch verfasstes Deutschland sowie seine streitbaren Beiträge zu den gesellschaftspolitischen Debatten Europas geprägt“ sei.
Die Verleihung soll im Dezember stattfinden. Ebenso wie Heinrich Heine (1797-1856) wurde Habermas in Düsseldorf geboren.
Der Heine-Preis, einer der bedeutendsten deutschen Literaturpreise, wird alle zwei Jahre verliehen. Schon mehrmals hatten die Entscheidungen der Jury heftige Auseinandersetzungen ausgelöst. So gab es 2006 einen Eklat um die Zuerkennung an den österreichischen Schriftsteller Peter Handke wegen dessen Pro-Serbien-Haltung im Jugoslawien-Krieg. Handke verzichtete schliesslich auf den Preis.
2010 hatte die französische Politikerin und Publizistin Simone Veil, die als Jugendliche die Vernichtungslager Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt hatte, den Preis bekommen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören auch Carl Zuckmayer, Walter Jens, Marion Gräfin Dönhoff, Max Frisch, Richard von Weizsäcker und Amos Oz.
Habermas steht in der Nachfolge der „Frankfurter Schule“ von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. Er gilt als Vordenker der Linken, stand der Studentenbewegung aber kritisch gegenüber. Für den Grünen Joschka Fischer ist er mittlerweile „fast ein Staatsphilosoph“.
Als Habermas‘ Hauptwerk gilt die 1981 erschienene „Theorie des kommunikativen Handelns“. Zuletzt veröffentlichte er einen Essay „Zur Verfassung Europas“. Habermas ist ein leidenschaftlicher Befürworter des europäischen Einigungsprozesses, den er als Wegbereiter eines von ihm erhofften Weltbürgertums sieht.