Deutschland trifft beim Confederations Cup in Russland nach dem 3:1 gegen Afrika-Meister Kamerun im Halbfinal auf Olympiasieger Mexiko. Den anderen Halbfinal bestreiten Chile und Portugal.
Jogi Löws imposanter Weg mit der DFB-Elf geht weiter. Im 150. Länderspiel coachte der 57-jährige Schwabe die Mannschaft zum 100. Sieg. Seit seiner Amtsübernahme vor elf Jahren hat er an sechs Turnieren in Serie mindestens die Halbfinals erreicht.
Deutschland spielt beim Schaulaufen der Konföderationen auch ohne das Gros der Weltmeister von Rio de Janeiro eine erstklassige Rolle. Mit einer Equipe, die in Russland primär Erfahrungen sammeln und gewisse WM-Abläufe simulieren soll, hat die DFB-Auswahl die Gruppenphase vor dem hoch eingeschätzten Copa-America-Champion Chile ungeschlagen auf Position 1 abgeschlossen.
Im Rahmen seiner bisher überzeugenden WM-Generalprobe hat der Weltranglisten-Dritte nicht nur Konstanz auf höchstem Level demonstriert, sondern auch seinen Tiefgang im personellen Bereich nachgewiesen. Obschon Löw nur drei Spieler der goldenen Brasilien-Tage nominiert hatte, hielt das relativ unerfahrene Team der Belastungsprobe bislang nahezu problemlos stand.
Das Casting für die kommende Endrunde fällt für Löw ergiebig aus. In der Offensive hat sich ein Duo für höhere Aufgaben empfohlen: Der Mönchengladbacher Captain Lars Stindl markierte in den ersten beiden Confed-Cup-Partien zwei Treffer, der Leipziger Aufsteiger Timo Werner, mit 21 Treffern in der Bundesliga der zielstrebigste deutsche Offensiv-Akteur, brillierte zum Abschluss der Vorrunde mit einer Tor-Doublette.
Ter Stegens Zögern
Gegen das zunächst stürmische Kamerun liess sich Deutschlands zweite Reihe nur in der ersten Hälfte in zwei, drei Szenen aus dem Konzept bringen. Unmittelbar nach der Pause bremste der formstarke Hoffenheimer Kerem Demirbay mit der Torpremiere im zweiten Länderspiel den Kontrahenten, ehe Werner die dezimierten Afrikaner mit seinem ersten Nationalmannschafts-Tor in der 66. Minute weiter zermürbte.
Kamerun, in der dritten Runde der WM-Ausscheidung in der Gruppe mit den verlustpunktlosen Nigerianern nach zwei Remis erheblich unter Druck, kam nach dem 0:2 und in Unterzahl nur kurzzeitig auf – begünstigt durch einen Fehler von Marc-André ter Stegen. Der Barça-Keeper zögerte zu lange, Besiktas-Stürmer Vincent Aboubakar profitierte.
Chile überzeugte nicht
Im Schatten des Leaders musste sich das hochkarätig besetzte Chile im Duell mit dem vergleichsweise farblosen Aussenseiter Australien mit einem enttäuschenden 1:1 begnügen. Die erfahrenste Mannschaft des Turniers, die Südamerikaner kommen auf gesamthaft 1181 Länderspiele, hinterliess gegen den limitierten Vertreter aus Down Under keinen restlos überzeugenden Eindruck.
Rekordtorschütze Alexis Sanchez scheiterte zu oft, Joker Rodriguez wendete mit dem 1:1 (67.) aber wenigstens einen schmerzhaften Fehltritt ab. Nun warten mit den Portugiesen in der Runde der Top 4 die Europameister auf die Chilenen.
Die Telegramme
Deutschland – Kamerun 3:1 (0:0)
Sotschi. – 30’230 Zuschauer. – SR Roldan (COL). – Tore: 48. Dembiray 1:0. 66. Werner 2:0. 78. Aboubakar 2:1. 81. Werner 3:1.
Deutschland: Ter Stegen; Ginter, Süle, Rüdiger; Kimmich, Rudy (73. Henrichs), Can, Plattenhardt; Demirbay (77. Brandt), Draxler (81. Younes); Werner.
Bemerkungen: 65. Rot gegen Mabouka (Foul). Verwarnung: 93. Plattenhardt (Foul).
Chile – Australien 1:1 (0:1)
Moskau. – 33’639 Zuschauer. – SR Rocchi (ITA). – Tore: 42. Troisi 0:1. 67. Rodriguez 1:1.
Chile: Bravo; Isla, Paulo Diaz, Jara, Mena; Vidal, Silva, Aranguiz (46. Hernandez); Fuenzalida (46. Rodriguez), Vargas (84. Marcelo Diaz), Sanchez.
Bemerkungen: Verwarnungen: 21. Luongo, 31. Troisi, 33. Cahill, 45. Behich, 57. Vidal, 75. Hernandez (alle Foul).
Rangliste und Programm
Gruppe B. Rangliste (je 3 Spiele): 1. Deutschland 7 (7:4). 2. Chile 5 (4:2). 3. Australien 2 (4:5). 4. Kamerun 1 (2:6).
Das weitere Programm. Halbfinals. Mittwoch, 28. Juni, 20 Uhr: Portugal – Chile. – Donnerstag, 29. Juni, 20 Uhr: Deutschland – Mexiko. – Final am Sonntag, 2. Juli, 20 Uhr in St. Petersburg.