Deutschland ist weltweit drittgrösster Exporteur von Kriegsmaterial

Deutschland war im vergangenen Jahr hinter den USA und Russland der drittgrösste Waffenexporteur weltweit. Deutsche Unternehmen verkauften 2015 Rüstungsgüter im Wert von rund 4,78 Milliarden US-Dollar ins Ausland – Kleinwaffen und Munition nicht mitgerechnet.

Neulich an der Waffenmesse in der jordanischen Hauptstadt Ammann: Ein Mann testet einen Raketenwerfer aus deutscher Produktion. (Archivbild) (Bild: sda)

Deutschland war im vergangenen Jahr hinter den USA und Russland der drittgrösste Waffenexporteur weltweit. Deutsche Unternehmen verkauften 2015 Rüstungsgüter im Wert von rund 4,78 Milliarden US-Dollar ins Ausland – Kleinwaffen und Munition nicht mitgerechnet.

Wie der Branchendienst «Jane’s» in seinem jährlichen Rüstungsbericht feststellt, verkauften deutsche Unternehmen 2015 Rüstungsgüter im Wert von rund 4,78 Milliarden US-Dollar ins Ausland – Kleinwaffen und Munition nicht mitgerechnet. Davon ging etwas weniger als ein Drittel (29 Prozent) in den Krisengürtel Nahost-Nordafrika.

Wichtigster Abnehmer in dieser Region war im vergangenen Jahr Saudi-Arabien, gefolgt von Algerien, Ägypten und Katar. Laut «Jane’s» werden die Lieferungen nach Nordafrika und Nahost 2018 sogar 40 Prozent der deutschen Rüstungsexporte ausmachen. Danach fällt der Anteil voraussichtlich wieder ab, auf 28 Prozent.

Im Vorjahr hatte Deutschland in der Liste der grössten Exporteure noch auf dem fünften Platz gelegen. Dass es 2016 wohl nur für den vierten Platz reichen wird, liegt nach Auskunft des Autors Ben Moores allerdings nicht daran, dass Deutschland seine Rüstungsexporte zurückfährt. Im Gegenteil: Der Gesamtbetrag wird den Berechnungen zufolge sogar noch einmal minimal steigen.

«Wiederbelebung» in Frankreich

Grund sei vielmehr die Tatsache, dass Frankreich seine Rüstungsindustrie «wiederbelebt» habe, sagte Moores. Die Gesamtsumme der französischen Rüstungsexporte in diesem Jahr schätzt er auf rund sechs Milliarden US-Dollar. Seinen Berechnungen zufolge wird Frankreich 2018 sogar Russland überrunden und zum zweitgrössten Exporteur von Rüstungsgütern aufsteigen.

Der weltweit grösste Importeur von Waffen und Ausrüstung ist und bleibt Saudi-Arabien. Laut «Jane’s» wurden im vergangenen Jahr Rüstungsgüter im Wert von rund 9,3 Milliarden US-Dollar in das islamische Königreich geliefert. In diesem Jahr liegen die saudischen Militär-Importe sogar knapp über zehn Milliarden Dollar.

Indien belegte in der Liste der wichtigsten Importeure in diesem und im vergangenen Jahr jeweils den zweiten Platz. Die Emirate steigern ihre Rüstungsausgaben den Angaben zufolge massiv. In diesem Jahr sollen sie Material im Wert von rund drei Milliarden US-Dollar erhalten. Damit sind sie aktuell der drittgrösste Importeur von Rüstungsgütern.

Rückgang in Russland erwartet

Zwar macht den Golfstaaten der Rückgang der Öl- und Gaspreise zu schaffen. Moores gibt allerdings zu bedenken: «Nur weil ein Land sehr stark von Öleinkünften abhängig ist, heisst das nicht automatisch, dass es seine Verteidigungsausgaben senken wird, nur weil der Ölpreis sinkt.»

Saudi-Arabien habe grosse Ölreserven und kaum Schulden. Dies ermögliche es dem Königreich, auch in den kommenden Jahren grosse Aufträge an Rüstungskonzerne zu vergeben. Anders sei dies im Falle Russlands oder des Sultanats Oman. In beiden Staaten sei bei einem anhaltend niedrigen Ölpreis langfristig mit sinkenden Rüstungsausgaben zu rechnen.

Aus der Art der Rüstungsgüter, die von den arabischen Staaten derzeit bestellt werden, lässt sich laut Moores viel über ihre strategischen Ziele und Allianzen ablesen. «Saudi-Arabien, Katar und die Emirate investieren viel in Späh- und Überwachungstechnik.» Dies könne auf ein wachsendes Streben nach Unabhängigkeit von ihrem Langzeit-Sicherheitspartner USA hindeuten.

Die Golfstaaten und Ägypten hätten sich zudem Militärtechnik zugelegt, die auch anderen Zwecken diene als der rein defensiven Landesverteidigung. Der neue Fokus auf Präzisions-Lenkwaffen deutet nach Ansicht des Rüstungsexperten darauf hin, dass man sich auf Konflikte vorbereitet, «in denen es auch darum geht, sich die Unterstützung der Bevölkerung zu sichern, indem man eine grosse Anzahl ziviler Opfer vermeidet».

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