Deutschland ohne Selbstzweifel

Die meisten EM-Teilnehmer bestreiten heute ihren letzten Test vor dem Beginn der unmittelbaren Vorbereitung auf das Turnier in der Ukraine und in Polen.

Für Joachim Löw steht das Resultat heute nicht im Vordergrund (Bild: sda)

Die meisten EM-Teilnehmer bestreiten heute ihren letzten Test vor dem Beginn der unmittelbaren Vorbereitung auf das Turnier in der Ukraine und in Polen.

Die Partien Deutschland gegen Frankreich und England gegen Holland stehen im Blickpunkt.

Für einige Spieler ist es die letzte Gelegenheit, sich noch für ein Aufgebot in das 23-Spieler-Kader für die EM aufzudrängen. Dabei stehen die Chancen für Quereinsteiger in gewissen Teams besser, in anderen sind sie verschwindend klein. Deutschlands Nationalcoach Joachim Löw und sein holländisches Pendant Bert van Marwijk wissen schon ziemlich genau, mit wem sie ab dem 8. Juni auf Titeljagd gehen. Löw formuliert es klar und deutlich: „Wer auf den Zug aufspringen will, hat es schwer. Der müsste schon fantastisch spielen.“ Deutschland hat von den 19 Partien seit der erfolgreichen WM in Südafrika nur eine verloren und vor allem auch spielerisch beinahe ausnahmslos überzeugt. Das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist mittlerweile so gross, dass Löw sagen kann, das Resultat stehe nicht mehr im Vordergrund. Der Blick ist bereits klar auf die Europameisterschaft gerichtet.

Auch Holland besitzt trotz der schmerzhaften 0:3-Niederlage zum Abschluss des letzten Jahres in Deutschland Sicherheiten. Van Marwijk kann sich auf erfahrene und mit der Nationalmannschaft erfolgreiche Spieler verlassen, selbst wenn einige, unter ihnen etwa Arjen Robben oder Wesley Sneijder in einem Formtief stecken. Der Bondscoach, der seit dem verlorenen WM-Final 2010 Träger des Ordens von Oranien-Nassau ist, kann sich wie Löw gut vier Monate vor EM-Beginn auf die Feinarbeit konzentrieren.

Auf England, das im Wembley Holland empfängt, wartet mehr Arbeit. Der vorzeitige Abgang von Fabio Capello brachte Hektik in die Vorbereitung. Noch ist unklar, wer die „Three Lions“ an die EM führen wird. Die besten Chancen hat Stuart Pearce, der heute an der Seitenlinie steht. Der 49-jährige frühere Verteidiger trainiert seit 2007 die U21-Nationalmannschaft Englands. Er ist ein Charakterkopf, der sich bislang nicht von der öffentlichen Meinung beeinflussen liess. Sein Aufgebot für das Duell gegen Holland beinhaltete auch einige Überraschungen, etwa die Nominationen von Sunderlands Stürmer Fraizer Campbell und Manchester Uniteds Tom Cleverley. Beide sind noch ohne Nationalmannschaftserfahrung.

In Frankreich ist zwar Laurent Blanc seit fast anderthalb Jahren im Amt, doch die Suche nach einer spielerischen Identität, die nach dem Rücktritt von Zinédine Zidane verloren gegangen war, verlief bisher erfolglos. Die Bilanz von zuletzt 17 Spielen ohne Niederlage ist trügerisch. Eine andere 17 – der Platz in der Weltrangliste – gibt die derzeitige Verfassung und das Leistungsvermögen der Mannschaft genauer wider. „Es gibt Spieler, die in der Nationalmannschaft nicht das gleiche zeigen wie in ihren Klubs. Im Mittelfeld fehlt es uns an Charakter und Erfahrung“, fasst Blanc den Stand der Dinge zusammen.

In Bremen gegen Deutschland fehlen den ohnehin offensiv oft harmlosen Franzosen mit Benzema und Marseilles Loic Rémy die zwei stärksten Stürmer, sodass vieles dafür spricht, dass der erste Auftritt der Franzosen im neuen, nahezu gänzlich weissen Trikot, den französischen Matrosenhemden nachempfunden, zum Schiffbruch wird. Die Hoffnung von Blanc ist, dass der eine oder andere Spieler über sich hinauswächst, etwa Morgan Amalfitano oder Ligue-1-Topskorer Olivier Giroud, die erstmals im Aufgebot stehen.

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