Mönchengladbachs Chef Max Eberl geht für die Sportinformation der Schweizer Welle auf den Grund. Der Bundesliga-Manager des Jahres ist überzeugt: «Der deutsche Fussball profitiert vom Schweizer Modell.»
Auf dem deutschen Arbeitsmarkt reisst der Zustrom von Fussballern mit Super-League-Hintergrund nicht ab. Keine andere Ausländergruppe ist in der 1. Bundesliga prozentual stärker vertreten. Nico Elvedi, das 18-jährige Zürcher Verteidiger-Talent, liess sich letzte Woche als 19. Schweizer Professional ins nördliche Nachbarland transferieren. Zu Borussia Mönchengladbach, wo bereits drei Schweizer Internationale (Granit Xhaka, Yann Sommer und Josip Drmic) und ein Schweizer Trainer (Lucien Favre) unter Vertrag stehen.
Der Schweizer Faktor der Borussia kommt nicht von ungefähr. Der Gladbacher Manager Max Eberl beobachtet die Entwicklung in der Schweiz seit Jahren. Er hat den «sehr grossen Sprung einer sehr guten Generation nach vorne» im letzten Jahrzehnt früh registriert. Der U17-WM-Titel 2009 in Nigeria ist für ihn das Ergebnis nachhaltig guter Arbeit: «Das war kein Glück, das war kein Zufall.»
Max Eberl attestiert dem Schweizer Fussball nicht nur gute Ausbildungsarbeit, sondern auch rechtzeitig die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. (Bild: imago sportfotodienst)
Die Schweizer hätten nach einer längeren Dürreperiode in den Achtziger- und Neunzigerjahren die Investitionen im Ausbildungssektor angehoben: «Sie haben sich die richtigen Gedanken gemacht, wie die Mängel zu beheben sind. In Deutschland war das nach dem sang- und klanglosen EM-Out 2000 nicht anders – sieben Jahre nach der Schweiz eröffnete auch der DFB-Leistungszentren.»
Schweizer Pluspunkte ortet Deutschlands Fussball-Manager des Jahres in der soziokulturellen Struktur: «Die Secondos vergrössern die Perspektiven des Landes. Da wachsen interessante, kreative und ehrgeizige Generationen heran.» Der nationale Verband habe «alles mit sehr guten Trainern in die richtigen Bahnen gelenkt», ist Eberl überzeugt.
«Die Secondos vergrössern die Perspektiven des Landes.»
Eberl verschweigt auch nicht, dass die Arbeitnehmer aus der unmittelbaren Nachbarschaft im internationalen Vergleich noch einigermassen erschwinglich sind. Mönchengladbach will konsequent nach günstigen Alternativen Ausschau halten: «Es gibt immer Möglichkeiten, Spieler von der Philosophie eines Klubs zu überzeugen. Viele, die zu früh zu Manchester United, Chelsea oder Arsenal gingen, kamen nie oben an.»
Die Beispiele von Marco Reus oder Granit Xhaka würden verdeutlichen, «dass es sich lohnt, am richtigen Ort den Bundesliga-Weg einzuschlagen, um dann vielleicht mal zu einem ganz grossen Klub zu wechseln. Die Spieler wissen dank guter Beratung, dass sie das grosse Geld eben auch mit einem zweiten Schritt verdienen können.»