Deutschland steigert sich an der EM in Frankreich, sichert sich mit einem 1:0-Erfolg in Paris über Nordirland den Gruppensieg, tut sich aber weiter mit dem Toreschiessen schwer.
Das einzige Tor des Spiels gelang Mario Gomez in der 30. Minute. Thomas Müller zog in den Strafraum, behauptete den Ball, zog Gegenspieler auf sich, schaffte Platz für Gomez, der nach dem Zuspiel aus kurzer Distanz sofort einschoss.
Deutschland hätte deutlicher siegen müssen. In den letzten vier Länderspielen gegen die Nordiren hatte das Team von Jogi Löw stets mindestens drei Tore erzielt. So viele hätten es auch in Paris wieder sein sollen. Aber den Deutschen fehlt vor dem gegnerischen Tor noch das Selbstvertrauen der WM von Brasilien vor zwei Jahren. Für die Probleme beim Torabschluss steht Thomas Müller. Der zehnmalige Torschütze an Weltmeisterschaften wartet an einer EM weiter auf sein erstes Tor. Gegen Nordirland traf er per Kopf in der 28. Minute den Pfosten und sechs Minuten später mit einem Schuss die Latte.
Insgesamt versuchten die Deutschen gegen Nordirland 22 Mal, ein Tor zu erzielen. Aber einzig Gomez traf. Zum Mann des Spiels avancierte Nordirlands Torhüter Michael McGovern, dem eine brillante Leistung gelang.
Mario Gomez stand erstmals an diesem Turnier in der Startaufstellung, nachdem die deutsche Offensive in den Partien gegen die Ukraine (2:0) und vor allem gegen Polen (0:0) nicht auf Touren gekommen war. Löw schenkte dem 30-Jährigen, auf den er in der Vergangenheit nie bedingungslos gesetzt hatte, gegen die britische Defensive wieder einmal das Vertrauen. Der physisch starke Mittelstürmer war mit der Referenz von 26 Toren aus 33 Spielen sowie als Torschützenkönig und türkischer Meister mit Besiktas Istanbul nach Frankreich gereist.
Der Plan des Bundestrainers ging zumindest teilweise auf, Deutschland zeigte – allerdings gegen einen spielerisch arg limitierten Gegner – seine beste Leistung an diesem Turnier. Wesentlichen Anteil daran hatte Joshua Kimmich, die zweite Änderung Löws im Vergleich zur Partie gegen Polen. Der rechte Aussenverteidiger von Bayern München bot bei seinem EM-Debüt eine starke Leistung, schaltete sich permanent ins Angriffsspiel ein und leitete viele Torszenen ein. Auch Özil, der an nahezu jeder Grosschance beteiligt war, spielte sehr auffällig.
Vor allem in der ersten Halbzeit hatte die deutsche Offensive gross aufgespielt. Nach drei Minuten Anlaufzeit, in denen sie dem Gegner die Ballkontrolle überlassen hatten, nahmen die Deutschen das Zepter in die Hand, Angriffswelle um Angriffswelle rollte auf das nordirische Tor, das von Michael McGovern exzellent gehütet wurde. Der 31-Jährige vom schottischen Klub Hamilton zeigte die Partie seinen Lebens, mindestens ein halbes Dutzend erstklassige Chancen der Deutschen machte er zunichte. Und in einigen Szenen stand ihm das Glück des Tüchtigen bei. Thomas Müller traf in der 27. Minute mit dem Kopf nur den Pfosten, sieben Minuten später verhinderte die Latte das 2:0 und das erste EM-Tor Müllers.
Je länger die Partie dauerte, desto mehr flachte sie ab. Deutschland beschränkte sich auf die Kontrolle von Ball und Gegner, Nordirland wehrte sich nach Kräften, kam aber zu keiner einzigen nennenswerten Offensivaktion. Das Team von Michael O’Neill ging in Anbetracht der Tatsache, dass am Ende der Vorrunde auch die vier besten Gruppendritten weiterkommen, kein Risiko ein, um nicht noch eine Kanterniederlage zu kassieren.
So feierten die nordischen Fans auch noch eine halbe Stunde nach Schlusspfiff ausgelassen im Parc des Princes. Die knapp 10’000 Zuschauer des EM-Neulings hatten bereits während des Spiels trotz der klaren Unterlegenheit ihres Teams für eine fantastische Ambiance im Stadion gesorgt.
Telegramm/Rangliste:
Gruppe C. Resultate: Ukraine – Polen 0:1 (0:0). Nordirland – Deutschland 0:1 (0:1). – Schlussrangliste (3 Spiele): Rangliste: 1. Deutschland 7. 2. Polen 7. 3. Nordirland 3. 4. Ukraine 0.
Nordirland – Deutschland 0:1 (0:1)
Paris. – 45’000 Zuschauer. – SR Turpin. – Tor: 30. Gomez (Müller) 0:1.
Nordirland: McGovern; Hughes, McAuley, Cathcart, Jonny Evans; Norwood; Ward (70. Magennis), Corry Evans (84. McGinn), Davis, Dallas; Washington (59. Lafferty).
Deutschland: Neuer; Kimmich, Boateng (76. Höwedes), Hummels, Hector; Khedira (69. Schweinsteiger), Kroos; Özil, Müller, Götze (55. Schürrle); Gomez.
Bemerkungen: 27. Kopfball von Müller an den Pfosten. 34. Lattenschuss Müller.