Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben im Oktober erstmals seit acht Monaten abgenommen. Von ihrem Rekordstand bei 429,5 Mrd. Fr. im September gingen sie um 5,1 Mrd. Fr. zurück. Hauptgrund sind aber nicht Verkäufe.
Dominiert hätten bei der Entwicklung Wechselkursschwankungen, erklärte SNB-Sprecher Werner Abegg am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Gemäss der Meldung der SNB beim Internationalen Währungsfonds (IWF) sank der monatliche Durchschnittskurs des US-Dollars, während der Euro zum Franken zulegte.
Auf welche Währungen ihre Devisenanlagen lauten, gibt die SNB nur quartalsweise bekannt. Im Sommer-Quartal hat sie den Anteil der Euro-Anlagen gemäss Angaben von vergangener Woche von 60,1 auf 49,0 Prozent und damit auch leicht unter den Stand des ersten Quartals reduziert. Dagegen nahmen die Anlagen in US-Dollar, japanischen Yen, britischen Pfund, kanadischen Dollar und anderen Währungen zu.
Für allfällige Kursverluste auf ihren Devisenanlagen verfügte die SNB per Ende September über ein gewisses Polster: Für die ersten neun Monate konnte sie einen Gewinn von 16,9 Mrd. Fr. ausweisen. Dazu trugen hauptsächlich Bewertungsgewinne auf dem Goldbestand und den Fremdwährungspositionen bei.
Grundlage dafür war, dass die SNB den proklamierten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken verteidigte und so eine weitere Aufwertung der Schweizer Währung verhinderte.
Blick geht von Washington zurück nach Athen
Im September löste sich der Euro erstmals seit Ostern deutlich vom Mindestkurs, nachdem sich die Europäische Zentralbank (EZB) bereit erklärt hatte, notleidenden Euro-Staaten notfalls mit unbegrenzten Käufen von Staatsanleihen zu helfen.
Zeitweise notierte der Euro über 1,21 Franken. Im Oktober stand er aber meist wieder leicht unter dieser Marke. Am Mittwochnachmittag wurde ein Euro im Devisenhandel für 1,2062 Fr. gehandelt. Gespannt blickten Anleger auf die für den Abend geplante Abstimmung der griechischen Regierung über neue Sparmassnahmen, nachdem die US-Wahlen wie erwartet ausgefallen sind.
Insgesamt blieb die Lage für die Schweizer Währungshüter aber zunächst weniger angespannt als noch im Frühsommer: Ab Mai waren Anleger insbesondere wegen der gescheiterten Regierungsbildung in Griechenland und zunehmenden Sorgen um eine Ausweitung der spanischen Bankenkrise wieder vermehrt in den Franken als „sicheren Hafen“ geflüchtet.
Als Folge der Marktinterventionen der SNB zur Sicherung des Mindestkurses stiegen die Devisenanlagen zwischen Februar und September von 227,2 Mrd. Fr. um 202,3 Mrd. Fr. an. Die grössten Zunahmen wurden im Mai mit rund 68 Mrd. Franken, im Juni mit 59 Mrd. Fr. und im Juli mit fast 44 Mrd. Fr. verzeichnet.