Wurde das iPhone noch vor seinem Erscheinen „JesusPhone“ genannt, so müsste Diablo 3 konsequenterweise „JesusGame“ heissen, was anbetrachts des teuflischen Elements im Titel noch viel absurder wäre. Kaum je ein Spiel wurde derart lange entwickelt (seit 2001) und von Fans sehnsüchtiger erwartet- nicht einmal das legendäre „Duke Nukem Forever“ erreicht annähernd den Hype, der um Diablo 3 veranstaltet wurde.
Die Macher, Blizzard Entertainment, haben eigentlich nur drei Spielereihen im Portfolio: Warcraft, Starcraft und Diablo. Damit schaufelt die Firma aber ordentlich Geld: 10 Millionen Spielerinnen und Spieler spielen monatlich World of Warcraft und bezahlen dafür einen monatlichen Beitrag von 15 Dollar. Und das schon seit sieben Jahren. Da verwundert es nicht wirklich, wenn sie sich mit der Lancierung neuer Produkte etwas Zeit lassen.
Mit Diablo 3 erscheint nun das neuste Fantasywerk gleichzeitig auf PC und MAC. Das ist schon mal recht lobenswert, gucken MAC UserInnen doch regelmässig in die Röhre und müssen teilweise Monate warten, bis ihr ersehntes Spiel konvertiert wurde.
Diablo 3 spielt 20 Jahre nach den Ereignissen von Diablo II. Die Story bedient die meisten Klischees des Fantasy-Genres: Dämonen, Engel und andere mystische Kreaturen liefern sich einen erbitterten Kampf um das Schicksal von Sanctuary, der fiktivien Welt der Diablo-Reihe. Die Spielerin oder der Spieler schlüpft in die Rolle des Nephalem, einer Heldenfigur himmlischer Abstammung und soll verhindern, dass fiese Dämonen die Welt erobern. Am Ende wird gar Diablo selbt zum Leben erweckt. Diablo? Das ist der fieseste aller Fiesen, der grösste Miesepeter von allen, der ultimative Superdämon. Kann das Ende der Welt überhaupt noch verhindert werden? Ist der Papst katholisch?
Wer eines der beiden Vorgängerspiele kennt, dem wird Diablo III bekannt vorkommen. Aus einer isometrischen 3D Perspektive steuert ihr den Spieler per Mausklick. Interagiert wird ebenfalls über die beiden Maustasten, ergänzt von Tastaturbefehlen. Das Spielprinzip ist simpel: Ihr bekommt eine Aufgabe (z.B. „Finde XY“ oder „Besiege Dämon Z“). Ihr durchsucht ein begrenztes Gebiet und trefft dabei auf allerlei übles Gesindel. Von irren Sektenjüngern über Skelette bis zu riesigen Dämonen muss alles besiegt werden, was sich euch in den Weg stellt.
Gekämpft wird mit Zauberkräften und Waffen. Die Kräfte werden „aufgelevelt“ wie meist im Rollenspiel-Genre. Die Waffen müssen gefunden werden. Und genau das macht die Diablo Spiele derart reizvoll: Das Sammeln. Im Prinzip ist das Ganze ein aufwändiges Panini-Album. Statt Fussballgöttern werden hier Waffen und Ausrüstungsgegenstände gesucht, welche getauscht werden können. Je tiefer man ins Spiel vordringt, desto mächtiger werden die Schwerter, Schilder und anderen Objekte. Nach nur wenigen Spielstunden ist man vom Sammelfieber befallen und giert nur danach, den nächsthöheren Artefakt zu besitzen. Nächtelanges Spielen garantiert…
Rein grafisch ist Diablo III äusserst sauber und flüssig geworden. Auch die Blizzard-typischen animierten Zwischensequenzen sind beeindruckend wie immer. Von einer Offenbarung kann aber hier nicht gesprochen werden. Ich hätte mir vom „JesusGame“ mehr versprochen. Aber das schöne Sprichwort „Never change a winning team“ gilt offensichtlich auch in der Spiele(geschäfts)welt. Und so liefert Blizzard ein grundsolides, unglaublich süchtig machendes Spiel ab. Die Spieldauer ist nicht gewaltig lang (so um die 10 Stunden), aber die Story tritt vor lauter Sammelwut auch sehr schnell in den Hintergrund. Hier geht es um Punkte und Levelstufen und die pure Gier nach mehr- ja man könnte man hier gar von einer Fantasy-Kapitalismus-Simulation sprechen. Doch anders als in der realen Welt stürzen die Börsenkurse in Diablo nicht- sie steigen kontinuierlich. Von Schwert zu Schwert, von Dämon zu Dämon…
Diablo III, PC/MAC, PEGI: Ab 16 Jahren, Preis: ca. 79 Franken