Die 27-Millionen-Eröffnungsfeier

Die Olympischen Spiele in London sind seit der späten Freitagnacht eröffnet. Queen Elizabeth II. sprach die feierlichen Worte im Olympiastadion von Stratford um 1.18 Uhr Schweizer Zeit.

Unten das industrielle England, wo gerade eben einer der fünf Ringe für das olympische Emblem «geschmiedet» wurde. Die Olympischen Spiele 2012 sind offiziell eröffnet. (Bild: KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Die Olympischen Spiele in London sind seit der späten Freitagnacht eröffnet. Queen Elizabeth II. sprach die feierlichen Worte im Olympiastadion von Stratford um 1.18 Uhr Schweizer Zeit.

Die Stunde der Schweizer Delegation – die 178. Delegation im nicht enden wollenden Reigen der 205 Nationen – schlug um 0.40 Uhr. Fahnenträger Stanislas Wawrinka führte eine Gruppe von 30 weitere Athletinnen und Athleten sowie 19 Funktionären an. Nicht dabei war unter anderen Roger Federer, der bereits am Samstag in Turnier startet. Vor vier Jahren in Peking war Federer als Fahnenträger und wohl populärster Sportler überhaupt während der Eröffnung in einen unglaublichen Rummel geraten. Diesmal hat er sich mit mehr Ruhe vorbereiten können.

Die rund 27 Millionen Franken teure, von Filmregisseur Danny Boyle inszenierte Eröffnungsfeier war wie erwartet pompös, jedoch auch geistreich und witzig. Sie dürfte alle noch so hohen Erwartungen übertroffen haben.

Mr. Bean im London Symphony Orchestra

Britischer Humor schwebte in vielen Darbietungen mit. Das London Symphony Orchestra spielte eine Version von Vangelis‘ Synthesizer-Werk „Chariots of Fire“ aus dem gleichnamigen britischen Sportspielfilm. Den dabei ebenfalls eingesetzten Synthesizer bediente Rowan Atkinson. Er musste im schnellen Achteltakt pausenlos die immer gleiche Taste bedienen. Er mimte dabei zur Erheiterung der 62’000 Zuschauer im Stadion den gelangweilten, abgelenkten und dauernd mit anderem beschäftigten Mister Bean (Video bei SF).

Noch bevor der englische Gitarrenvirtuose Mike Oldfield ein Potpourri seines Schaffens als innovativer Rockmusikkomponist zum Besten gab, war Queen Elizabeth mit Prinz Philip im Schlepptau in der Ehrenloge eingetroffen, begleitet von IOC-Präsident Jacques Rogge. Eine eigens für die Eröffnung gedrehte und auf grossen Schirmen in der Arena eingespielte 007-Sequenz hatte suggeriert, dass James Bond alias Daniel Craig für einmal die Königin selbst auf eine seiner Missionen im Auftrag Ihrer Majestät mitgenommen hatte. Die letzte Szene zeigte, wie sich der Agent – etwas ängstlich – und die sich selbst spielende Queen – todesmutig – aus einem Helikopter über dem Olympiastadion in die Tiefe stürzten und liessen die Fallschirme aufgehen liessen.

Vom Landleben zur Industrienation

Die ersten beiden grossen Szenen der Eröffnung hatten ganz der Geschichte Grossbritanniens gehört. Das als ländliche Idylle dargestellte friedliche Zusammenleben der vier Nationen unter dem Union Jack wurde untermalt mit Zitaten aus William Shakespeares Theaterstück „Sturm“ („The Tempest“), das auch zum Programm des Zürcher Schauspielhauses gehört.

Nicht ein letzter Fackelläufer, sondern sieben

Wer von den vielen britischen Sportgrössen der letzte Fackelläufer sein würde, war ein gut gehütetes Geheimnis. David Beckham übergab die Fackel dem legendären Ruderer Steve Redgrave, der sie ins Stadion trug. Danach gingen sieben von britischen Olympiasiegern nominierte Nachwuchssportlerinnen und -sportler auf eine Stadionrunde. Sie entzündeten das Feuer schliesslich gemeinsam.

Der letzte der zahlreichen erstklassigen musikalische Auftritt war Sir Paul McCartney vorbehalten. Er liess die Feier mit dem von Tausenden von Kehlen mitgesungenen „Hey Jude“ ausklingen.

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