Die 7 Kulturflops des Jahres

Wie jedes Jahr hatte auch 2011 neben seinen Höhen seine Tiefen. Ereignisse, die uns aufgeregt haben, Dinge, die einfach nur schlecht waren. Oder Sachen, die uns enttäuscht haben. 7 davon haben wir hier aufgelistet. Wie jedes Jahr hatte auch 2011 neben seinen Höhen seine Tiefen. Ereignisse, die uns aufgeregt haben, Dinge, die einfach nur schlecht […]

Wie jedes Jahr hatte auch 2011 neben seinen Höhen seine Tiefen. Ereignisse, die uns aufgeregt haben, Dinge, die einfach nur schlecht waren. Oder Sachen, die uns enttäuscht haben. 7 davon haben wir hier aufgelistet.

Wie jedes Jahr hatte auch 2011 neben seinen Höhen seine Tiefen. Ereignisse, die uns aufgeregt haben, Dinge, die einfach nur schlecht waren. Oder Sachen, die uns enttäuscht haben. 7 davon haben wir hier aufgelistet.

1. Die Hitparaden-Farce

Ivo Sacchi, IFPI-Präsident.

Ivo Sacchi, IFPI-Präsident.

Frühling wars, im April, da brachte die NZZ am Sonntag die Sache auf den Tisch: Die Wettbewerbskommission (WEKO) nimmt die IFPI Schweiz, den Branchenverband der Musiklabels, unter die Lupe. Der Vorwurf: Die Hitparade, die von Radio DRS3 den Stempel «offiziell» bekommt, wird von den grossen Labels manipuliert. Zunächst war es nur eine Voruntersuchung, inzwischen ermittelt die WEKO offiziell. Die IFPI, auch wegen Wettbewerbsabsprachen und möglichen Steuerdelikten unter Beschuss, ging auf Tauchstation. Eine baldige Klärung der Angelegenheit ist nicht in Sicht: Die Weko wird frühestens Mitte 2012 entscheiden. Und SRF lässt bis dann nicht nur die Hitparade auf DRS3 munter weiterdudeln, sondern spendiert der IFPI für ihre Swiss Music Awards gleich noch die Primetime auf SF2. (dba)

2. Das Theater ums Theater

Wer zahlt wieviel? Theater ums Theater Basel.

Wer zahlt wieviel? Theater ums Theater Basel. (Bild: Keystone)

Februar wars, als das Stimmvolk des Kantons Baselland die Erhöhung der Subventionen fürs Theater Basel bachab schickte. Der Unmut der Basler war danach gross, auch jener einiger Basler Vorortsgemeinden, man überlegte sich Trötzel-Aktionen wie etwa eine Billettpreis-Erhöhung für Baselbieter. Im Vorfeld hatten die Gegner der Subventionserhöhungen vorwiegend finanzielle Argumente angeführt: Das Baselbiet müsse sparen. Die Befürworter schauten sich die Zahlen an und merkten, dass mehr Baselbieter als Basler das Theater besuchen und trotzdem Basel-Stadt den Löwenanteil an Geld beiträgt: 47 Millionen Franken städtisches Geld vs. (nach Erhöhung) 8 Millionen Baselbieter Geld, ein deutliches Ungleichgewicht. Keiner aber sprach im Vorfeld über das Theater, darüber, was es biete, was es zu bieten habe. Inhaltliche Diskussionen blieben aus. Heute, Monate später, hat Basel-Stadt die Subventionen fürs Theater marginal erhöht, um den Betrieb zu gewährleisten. Basel-Land muss immer noch sparen. Und eine inhaltliche Debatte übers Theater bleibt weiterhin aus. (kng)

3. Metallica & Lou Reed

Es hätte sowas wie die Kollaboration des Jahres werden sollen: Metallica und Lou Reed, zwei Rockgrössen, zwei Generationen, ein Album. Kreisch! Leider kreischte man dann auch tatsächlich, aber nicht weil es gut war, sondern so schrecklich. Ein Debakel! Wer sich ihre gemeinsame Vertonung von Frank Wedekinds «Lulu»-Dramen anhörte, konnte es sich zunächst noch schönreden: Ist halt experimentell, anspruchsvoll, sperrig und, hey, immerhin wagen die alten Avantgardisten etwas. Doch je länger und öfter man sich das Album anhörte, umso stärker wurde einem bewusst: Das hier war einfach nur schlecht. Da spielte eine Band in Raum A, und da murmelte ein Mann einen Text in Raum B. Passte wie die Faust aufs Auge und wirkte fürchterlich pseudo-künstlerisch. Der Versuch von Metallica, sich interessanter zu machen, blieb ein Versuch. Und Lou Reeds Tage als inspirierender Avantgardist, naja, die sind wohl gezählt. Man kann das Album interpretieren und intellektuell hochstilisieren wie man will. Gut wird es deswegen nicht. (mac)

4. Schweizer Tatort

Stefan Gubser und Sofia Milos – ein «Dreamteam».

Stefan Gubser und Sofia Milos – ein «Dreamteam». (Bild: Keystone)

Heulen hätten wir können. Da erhält die Schweiz nach fast zehn Jahren endlich mal wieder die Chance, bei der «Tatort»-Reihe mitzutun, und was kommt dabei raus? Ein schlechter Film, ein lächerlicher Skandal und viele unnötige Diskussionen. Letztere hatten immerhin zur Folge, dass die Zuschauerquote bei der Ausstrahlung im August so hoch war wie schon lange nicht mehr. Der wahre Krimi aber fand hinter den Kulissen statt: Zitate mussten gestrichen und Teile des Films neu synchronisiert werden, die SVP empörte sich ob der Darstellung eines rechtspopulistischen Politikers, die aus Amerika eingeflogene «CSI»-Darstellerein Sofia Milos agierte wie ein Alien. Für Teil 2 der Serie, der trotz all dem abgedreht wurde und 2012 gesendet werden soll, wünschen wir Besserung und dem Schweizer Fernsehen mehr Glück. (kng)

5. Sonisphere

Alice Cooper zündete am Sonisphere ein Schockrock-Spektakel. Aus Sicht einiger Besucher waren auch andere Aspekte des Festivals ein kleiner Horror.

Alice Cooper zündete am Sonisphere ein Schockrock-Spektakel. Aus Sicht einiger Besucher waren auch andere Aspekte des Festivals ein kleiner Horror. (Bild: Dominik Plüss)

Es ist bedauerlich, wie Basel in Sachen Musik-Open-Air den Anschluss an die Restschweiz verpasst hat. Noch in den 80er- und 90er-Jahren traten im Joggeli Sommer für Sommer Weltstars auf, von AC/DC über Pink Floyd bis Michael Jackson. Nachdem in den letzten Jahren lediglich Schlachtrufe von Fussballfans den St. Jakob-Park beschallten, sollte in diesem Sommer harter Rock die Mauern des Stadions erschüttern: Das Sonisphere Festival führte Metal-Bands wie Iron Maiden nach Basel. Doch nachdem der Vorverkauf harzig lief, wurde das Festival ins Leichtathletik-Stadion verlegt, daneben beschallten einige Bands die St. Jakobshalle. Die Organisatoren waren trotz des geringen Publikumsaufmarsches (statt wie ursprünglich erhofft 45’000 Besucher erschienen lediglich 21’000) überfordert: Am ersten Abend war der Campingplatz rasch überfüllt, zahlreiche Metal-Fans richteten sich auf eine Übernachtung in den Rabatten ein. Die Schlange vor dem Eingang zur Halle war lang, die Verpflegungsstände geschlossen, die Sicherheitsvorkehrungen wiesen Lücken auf. Auch wenn die Mehrheit der Shows überzeugte: Das Festivalkonzept überzeugte nicht. Die tiefroten Zahlen hatten weitreichende Konsequenzen: Im Herbst meldete Free & Virgin Konkurs an. Das wars vorerst mit dem Versuch, Basel wieder für einen Stadionrockanlass auf die Landkarte zu setzen. Mehr Details dazu erfahren sie in der aktuellen Printausgabe der TagesWoche. (mac) 

6. Kulturleitbild

Die definitive Fassung lässt auf sich warten: Das Basler Kulturleitbild.

Die definitive Fassung lässt auf sich warten: Das Basler Kulturleitbild.

Im September 2010 wurde dem Basler Volk der Entwurf für ein neues Kulturleitbild vorgestellt. Wer wollte, durfte im Anschluss während der Vernehmlassungsphase Kritik daran üben. Und Kritik wurde vor allem im Bereich der Literaturszene laut und in Bezug auf die Idee, das Antikenmuseum und das Historische Museum zu einem «Haus der Geschichte» zusammenzufügen. Mittlerweile ist klar, dass es dazu nicht kommen wird. Was aber bisher auch nicht gekommen ist: Die revidierte Fassung des Kulturleitbilds. Ein ganzes Jahr ist verstrichen, und man hat nur auf Nachfragen etwas davon gehört. Im Herbst noch hiess es, Ende Jahr soll die definitive Fassung vorliegen. Diesem Plan kam nun die Krankheit von Guy Morin in die Quere, der das letzte Wort hat. Vier Jahre soll das Kulturleitbild Gültigkeit haben, so lange, wie die jeweilige Legislaturperiode dauert. Zwei dieser Jahre sind bereits um. Wir warten also gespannt aufs 2012 und hoffen, baldmöglichst Neues in dieser Sache zu erfahren. Obs dann zu einem Top oder Flop reicht, werden wir sehen. (kng)

7. «One Way Trip»

Melanie Winiger in «One Way Trip».

Melanie Winiger in «One Way Trip».

«Was kann da noch schief gehen?», dachten sich die Macher von «One Way Trip»: «Wir produzieren nicht nur den ersten Schweizer Slasher- sondern auch noch gleich den ersten Schweizer 3D-Film. In grandiosem Panorama, mit Ex-Miss Melanie Winiger als böser Killerin in Strapsen. Eine sichere Sache.» Nur leider wurde der Möchtegern-Blockbuster im jurassischen Wald einiges teurer als geplant: trotz grosszügiger Unterstützung der staatlichen Filmförderungsstellen fehlten 300 000 Franken, um den Film fristgerecht fertigzustellen. Und in Zwischenzeit kam bereits jemand anders auf die Drehbuchidee, den jugendlichen Pilztrip mit einem durchgeknallten Mörder zu kreuzen («Shrooms»). Als «One Way Trip 3D» im Herbst endlich in den Kinos anlief, war das Wetter derart schön, dass – so das Lamento der Verleihfirma Elite – niemand im dunklen Kino den (dank 3D-Effekten) noch düsterer geraten Horrorschocker sehen wollte. Kein Wunder, dass die ambitionierte (Ent-) Hauptdarstellerin Winiger keinen Bock mehr auf all den Stress hatte – und pünktlich zur Premiere das (Ehe-) Aus von «Strelanie» verkündete. (tah)

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