Die Muslime im Kleinbasel müssen sich bald eine neue Moschee suchen. Nach 43 Jahren will die Stadt die Nutzung der Räumlichkeiten in der Kaserne nicht länger dulden.
Seit 1972 ruft Tag für Tag der Muezzin von der Aussentreppe der Kaserne zum Gebet. Doch die letzten Tage der ältesten Moschee von Basel – einige sagen der Schweiz – sind gezählt.
Der Kanton will den Dachstock in dem sich die «Mescid Moschee» befindet im Sommer 2015 sanieren und anschliessend in einen Lagerraum umfunktionieren. Eine Weiterführung der bisherigen Nutzung sei danach aus feuerpolizeilichen Gründen ausgeschlossen, sagt Thomas Kessler, Leiter der Stadtentwicklung.
Kanton drückte bisher «halbes Auge zu»
Der Kanton habe bisher «ein halbes Auge zugedrückt». Das sei nach der Sanierung jedoch nicht mehr möglich. Der Dachstock sei nicht für grössere Versammlungen geeignet und die Fluchtwege zu eng. An den Freitagsgebeten versammeln sich bis zu 300 Personen im Gebetsraum.
Als zweiten Grund für das angekündigte Ende der Moschee nennt Kessler die Pläne der Denkmalpflege. Im Rahmen der Sanierung sollen die Dachfenster entfernt und der Dachstock wieder in seinen historischen Zustand zurückversetzt werden, danach fehlt dem Raum das Tageslicht, wodurch er nur noch eingeschränkt nutzbar sein wird.
Betreiber fühlen sich übergangen
Orhan Sahin ist Vorstandsmitglied der Moschee Kommission Basel, welche die Kasernen Moschee betreibt. «Wir sind über diesen Entscheid alles andere als erfreut», sagt er. Sein Vater gehörte zu den Gründern der «Mescid Moschee», was so viel heisst wie «die kleine Moschee».
Von der drohenden Schliessung hat Sahin Anfang Jahr während einem Treffen mit Thomas Kessler erfahren. Er sei damals sehr überrascht gewesen und auch verunsichert, sagt Sahin. Viele Fragen seien beim Gespräch unbeantwortet geblieben. Eine schriftliche Kündigung habe die Moschee Kommission bis heute nicht erhalten.
Die Stadt hat einen neuen Standort auf dem Kasernenareal gesucht, aber nicht gefunden.
Vor allem wundert sich Sahin, weshalb es für die Moschee in den frei werdenden Räumlichkeiten auf dem Kasernenareal keinen Platz gibt. Er hat bei der Stadt um ein weiteres Treffen gebeten, um diese und weitere Fragen zu klären.
Sahin vermutet, die Moschee habe einfach keinen Platz mehr im neuen Kultur-Konzept für die Kaserne. Ein Vorwurf gegen den sich Thomas Kessler wehrt. «Das Gegenteil ist richtig. Wir haben einen anderen Standort auf dem Areal gesucht aber nichts gefunden.»
Günstig und zentral
Während den vergangenen Jahrzehnten wurde die Kasernen-Moschee zu einem wichtigen Treffpunkt für die mehrheitlich türkischstämmigen Muslime aus Basel und auch von ausserhalb. Gerade während grossen Messen, wie zur Zeit während der Basel World, besuchen auch viele Gäste während den Gebetszeiten die Moschee.
Der Kanton weiss das: Der Wert der Moschee werde hoch eingeschätzt, sagt Kessler, und der Kanton sei «sehr interessiert» die Institution im Quartier zu behalten.
Wie Sahin berichtet, habe die Stadt dem Verein eine ehemalige Garage am Claragraben zur Nutzung angeboten. Der Mietpreis: über 20’000 Franken pro Monat. «Das können wir unmöglich zahlen», sagt Sahin. Der Dachstock kostete die Moschee Kommission knapp einen Zehntel davon.
Verschiedene Kirchen haben der Moschee in der Zwischenzeit ihre Hilfe bei der Suche zugesichert. Jetzt hofft Sahin, dass auch vom Kanton weitere Unterstützung kommt, um einen zentralen und zahlbaren Ersatz zu finden.