Der 21. März ist der internationale Tag des Waldes. Dieses Jahr steht er unter dem Motto «Darum Schweizer Holz». Eine besonders interessante Ressource sind Laubhölzer aus der Region, allen voran die Buche. Diese Erkenntnis muss sich aber erst noch durchsetzen.
Laubholz ist eine lokale, erneuerbare Ressource und ideal für den Einsatz im urbanen Raum: Es ist viel fester als Nadelholz und vermag – entsprechend verarbeitet – gar Beton und Stahl zu ersetzen. Mit Laubholz kann schlanker und höher gebaut werden. Es hat ein edles Aussehen und ist für die verdichtete Bauweise ein eher akzeptiertes Baumaterial als Beton.
Laubholz wächst quasi gratis nach und bindet Kohlendioxid. Aber bis jetzt gibt es nur wenige Pioniere, die sich mit dem konstruktiven Laubholzbau beschäftigen. Doch für sie ist klar: Laubholz ist der neue, ökologische Hochleistungsbaustoff. Einzelanfertigungen gibt es, doch was fehlt sind Produkte, die schnell, in grossen Mengen und preisgünstig verfügbar sind.
Patrick Suter, Leiter Gebäudelösungen bei der Erne AG Holzbau, meint dazu: «Für ein neues Laubholz-Produkt braucht es erst ein Bedürfnis. Architekten müssen auf den Buchen-Geschmack kommen und die positiven statischen Eigenschaften bekannt sein. Ein neues Produkt darf auch mehr kosten, muss aber Vorteile bieten. Zum Beispiel, dass es aus der Region kommt.»
Laubholzreiche Basler Wälder
Im Vergleich zur übrigen Schweiz sind die Basler und Baselbieter Wälder sehr laubholzreich: Zwei von drei Bäumen sind hier Laubbäume; hauptsächlich Buchen, aber auch Eschen, Ahorne und Eichen. Mit dem Klimawandel wird die Zahl der Laubbäume noch zunehmen, denn insbesondere Fichten vertragen die vorausgesagten sommerlichen Trockenheiten schlecht.
Eichen und Ahorne sind da viel toleranter. Zudem haben artenreiche Laub(misch-)wälder ökologische Vorteile: Sie bieten Lebensraum für verschiedenste Pflanzen und Tiere, sind weniger anfällig gegen Stürme und Schadorganismen. Die Wälder der Region werden nach dem strengen Schweizer Waldgesetz nachhaltig und umweltgerecht bewirtschaftet.
Aber: Laubholz fand bis vor gut 15 Jahren in der Schweiz kaum Absatz. Erst seit Laubholz (mit einem höheren Brennwert als Nadelholz) als Energieholz ein Comeback feiert, bessert sich die Lage. So hat das Holzkraftwerk, das die IWB seit 2008 betreiben und zu 51 Prozent den Waldbesitzenden gehört, für die Wälder der Region eine entscheidende Wende eingeleitet. Denn die Maschine, die die Holzschnitzel hackt, frisst alles: krumme Stämme, minderwertiges Holz, die grossen Kronen sowie Holz von Durchforstungen, Waldrandpflege und Naturschutzeinsätzen.
Dank des Absatzes lohnt es sich überhaupt, die oft überalterten oder zu dichten Wälder zu pflegen – und das ist wichtig, wie Holger Stockhaus vom Amt für Wald beider Basel erklärt: «Wir brauchen die Waldnutzung, um stabile Bestände zu haben. Pflegen wir nicht, brechen die Wälder mit der Zeit zusammen. Das ist in den Waldreservaten in Ordnung, nicht aber dort, wo die Wälder zur Erholung oder als Wirtschaftswald genutzt werden. Mit der Nutzung leisten wir einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Der ökonomische Erfolg ist wichtig, damit auch die andern Waldfunktionen nachhaltig erfüllt werden können.»
In den Wäldern der Umgebung wird etwa so viel Holz genutzt, wie jährlich nachwächst. Doch noch sind die Wälder eher zu dicht. Um licht- und wärmeliebende Baum- und Tierarten wie Eichen, Eidechsen oder Tagfalter zu fördern und somit die Biodiversität deutlich zu erhöhen, könnte noch mehr Holz geerntet werden, ohne die Wälder zu übernutzen.
Erst verbauen, dann verbrennen
Bereits planen die IWB ein zweites Holzkraftwerk, um neben dem Strom auch ihre Wärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Ressourcen herzustellen.Werden jedoch schöne Buchen-Stämme mangels Absatz direkt verbrannt, ist es eine Ressourcenverschwendung. Sinnvoller wäre, das geeignete Stammholz erst wertbringend zu verbauen und erst am Ende zu verbrennen. Denn nachhaltiges Wirtschaften beruht auf der sorgsamen Verwendung nachwachsender Rohstoffe. Zudem erspart jede verbaute Tonne Holz der Atmosphäre während Jahrzehnten grob gerechnet eine Tonne Kohlendioxid.
Die Herstellung von Holzbauprodukten braucht um ein Vielfaches weniger Energie als andere Baustoffe. Holz – und insbesondere Laubholz – eignet sich deshalb bestens als Baustoff für die 2000-Watt-Gesellschaft. Da will Stefan Vögtli ansetzen, einer der Initianten des Holzkraftwerks. Mit dem Waldwirtschaftsverband beider Basel und Vertretern der ganzen Holzkette ist er daran, das Projekt «Bauen mit Buche» zu realisieren. Im Laufe dieses Jahres sollte sich entscheiden, ob genügend Geld für den Start zusammenkommt. Einen Teil der Investitionen würden wiederum die Waldbesitzer tätigen, die dank des Holzkraftwerks neue finanzielle Möglichkeiten bekommen.
Die Idee ist, zusammen mit dem grössten Laubholzsägewerk der Schweiz in Vendlincourt (JU) ein hochautomatisiertes Leimholzwerk zu bauen, das grosse Buchen-Bauelemente nach Kundenwünschen fertigt. So könnte das regionale Holz eine regionale Wertschöpfung erzielen, Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen und kurze Wege garantieren. Vögtlis Motivation: «Nur wenn wir unsere Ressourcen konstruktiv und lokal nutzen, erreichen wir eine echte Nachhaltigkeit. Der Holzboom im Bauwesen ist da, die Buchen auch – jetzt müssen wir innovativ sein und die Chancen packen.»
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Zum Tag des Waldes 2014 liefert das Bundesamt für Umwelt: «Zehn gute Gründe für Schweizer Holz».