Die beiden Basel suchen Freiwillige, die Flüchtlinge unterstützen wollen

Die beiden Basel starten Projekte, durch die Freiwillige Flüchtlingsfamilien bei der Bewältigung des Alltags helfen können. Baselland spannt dazu mit dem Roten Kreuz zusammen, Basel-Stadt mit der Offenen Kirche Elisabethen und der GGG.

Basel-Stadt macht den Weg frei für die private Unterbringung von Flüchtlingen und sucht wie auch der Kanton Baselland freiwillige Gotten oder Göttis.

(Bild: Nils Fisch)

Die beiden Basel starten Projekte, durch die Freiwillige Flüchtlingsfamilien bei der Bewältigung des Alltags helfen können. Baselland spannt dazu mit dem Roten Kreuz zusammen, Basel-Stadt mit der Offenen Kirche Elisabethen und der GGG.

In den beiden Basel sollen künftig Freiwillige Flüchtlinge bei der Bewältigung des Alltags unterstützen. Sowohl der Kanton Baselland wie auch Basel-Stadt starten im Oktober entsprechende Projekte, für die noch Helferinnen und Helfer gesucht werden.

Baselland spannt für sein Projekt «Salute» mit dem Roten Kreuz zusammen. Dieses bereitet Freiwillige auf ihre Aufgabe vor und steht ihnen auch während des Einsatzes zur Seite. Der Kanton seinerseits vermittelt in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Flüchtlingsfamilien, die sich freiwillig begleiten lassen möchten, wie die Finanz- und Kirchendirektion Baselland am Donnerstag mitteilte.

Schon zahlreiche Interessierte

Nach Auskunft von Rolf Rossi, dem Leiter des Baselbieter Sozialamts, haben sich bereits 60 bis 80 Personen gemeldet, die sich als Gotte oder Götti von Flüchtlingen zur Verfügung stellen wollen. Damit sich ein Vertrauensverhältnis bilden kann, werde ein längerfristiger Einsatz von ein bis zwei Jahren angestrebt, sagte Rossi auf Anfrage.

Die künftigen Paten sollen die Flüchtlingsfamilien etwa bei Behördengängen begleiten oder mit ihnen an einen Elternabend in der Schule gehen. Auch die Aufklärung über die Regeln bei der Entsorgung von Abfall oder der Benützung des öffentlichen Verkehrs könnte zu ihren Aufgaben gehören.

Rossi, der im Kanton Baselland auch die Koordinationsstelle für Asylbewerber leitet, hofft auch auf gemeinsame Freizeitaktivitäten von Paten und Flüchtlingen. Das Projekt soll das gegenseitige Vertrauen fördern, Vorurteile abbauen und die Integration beschleunigen. Als positiver Nebeneffekt dürfte «Salute» auch die Sozialdienste der Gemeinden entlasten, sagte Rossi.

» Sie wollen selber Gotte oder Götti werden? Melden Sie sich beim SRK Baselland.

Basel-Stadt macht den Weg frei für die Privatunterbringung

Der Kanton Basel-Stadt startet am 1. Oktober ein ähnliches Projekt unter dem Titel «Freiwillige für Flüchtlinge» (FFF), wie das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt ebenfalls am Donnerstag bekannt gab. Für das Projekt wurde die Offene Kirche Elisabethen mit der Bildung einer Koodinationsstelle beauftragt.

Im Dezember wird zudem in Basel im Auftrag des Kantons die Kontaktstelle «Wohnraum für Flüchtlinge bei Privaten» bei der GGG eröffnet. Wer in Basel-Stadt einen Flüchtling bei sich zuhause unterbringen wollte, hatte bisher nicht die Möglichkeit dazu.

Laut Asylkoordination Basel-Stadt haben bereits zahlreiche Private Wohnungen angeboten, Plätze vermittelt wurden bisher aber keine. Während in den Kantonen Aargau, Bern, und Waadt schon länger Projekte in Zusammenarbeit mit der Schweizer Flüchtlingshilfe laufen, hielt Basel sich bisher bedeckt. Man prüfe mögliche Lösungen, hatte Renata Gäumann, Asylkoordinatorin Basel-Stadt, noch im Juli gegenüber dem «Beobachter» wissen lassen.

Mit der Prüfung ist man nun fertig. Die Stadt Basel schafft in Zusammenarbeit mit der GGG die Koordinationsstelle «Wohnraum für Flüchtlinge bei Privaten», die im Dezember die Arbeit aufnehmen soll.

«Nur ums Vermieten geht es nicht»

Wer eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu vergeben hat, kann sich ab sofort bei den Sozialämtern und ab Dezember 2015 bei der neuen Koordinationsstelle melden. Die Einrichtung einer Website, auf der Fragen der Vermieter beantwortet werden und ein Angebot unkompliziert einzugeben ist, ist in Planung.

«Gesucht wird alles: Einliegerwohnungen, Zweitwohnungen, einzelne Zimmer», sagt Gäumann. Wer einen Flüchtling aufnehmen will, muss sich aber auch Zeit nehmen. «Nur ums Vermieten geht es nicht», betont sie. Wer eine Wohnung anbieten wolle, müsse schon andere Motive haben, Alltagshilfe anbieten oder auch einmal als Gesprächspartner zur Verfügung stehen.

Womit Vermieter rechnen können, sagt sie auch. Grundsätzlich steht die Möglichkeit, eine Privatwohnung zu beziehen, allen Flüchtlingen offen, auch vorläufig aufgenommenen. Vermieter könnten aber damit rechnen, dass der neue Mitbewohner schon eine Weile im Land ist und sich in der Schweiz bereits ein wenig auskennt.

Dreh- und Angelstelle für Mieter und Vermieter

In der neuen Koordinationsstelle sollen zunächst alle Fäden zusammenlaufen. Sie soll die eingehenden Angebote prüfen und potenzielle Vermieter über Zuständigkeiten informieren. Die Wahl sei auf die GGG gefallen, weil diese bereits über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Ausländern und Freiwilligen verfügt, sagt die Asylkoordinatorin.

Wer einen Flüchtling aufnimmt, schliesst mit diesem persönlich einen Mietvertrag ab und soll in der ersten Zeit durch Coaching begleitet werden. Wie lange das jeweils dauern kann, könne man noch nicht sagen, das Modell sei ja gerade erst gestartet.

Den Aufwand scheue ihre Behörde dabei nicht, sagt Gäumann. Für sie überwiegen die Vorteile des neuen Modells. «Auch wenn es aufwendig ist: Die Stärke eines solchen Modells ist der sehr grosse Beitrag zur Integration», urteilt sie.

Die Kontaktstelle wird eng mit der Sozialhilfe zusammenarbeiten. Diese betreut derzeit rund 1200 Asylsuchende, wie es im Communiqué heisst.

» Kontaktstellen zum Mithelfen in Basel-Stadt finden Sie in der Medienmitteilung des Kantons.

Nächster Artikel