Die düstere Weltpolitik ist das Fasnachtssujet Nummer 1

Am 6. März beginnt mit dem Morgestraich die Fasnacht 2017. An einer Medienkonferenz demonstrierten die Vertreter der verschiedenen Comités, wie ernst die drey scheenschte Dääg sind, was sich in diesem Jahr auch bei den dominierenden Sujets zeigt.

Ein bisschen dürfte auch er die Sujets beeinflusst haben: Auch wenn es nach He-Man aussieht, es ist US-Präsident Donald Trump.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Am 6. März beginnt mit dem Morgestraich die Fasnacht 2017. An einer Medienkonferenz demonstrierten die Vertreter der verschiedenen Comités, wie ernst die drey scheenschte Dääg sind, was sich in diesem Jahr auch bei den dominierenden Sujets zeigt.

An kaum einem anderen Anlass zeigt sich mehr, was für eine bierernste Angelegenheit die Fasnacht in Basel ist, als an der Medienkonferenz des Fasnachts-Comités. Nicht weniger als zehn Vertreterinnen und Vertreter aus acht verschiedenen Fasnachts-, Guggen- und Schnitzelbangg-Comités informieren mit steinernen Mienen über Details, die sich von Jahr zu Jahr eigentlich nur marginal ändern.

Eine Ausnahme sind die Ausführungen des Comité-Obmanns Christoph Bürgin. Jahr für Jahr versucht er, aus den oftmals ausgesprochen kryptischen Beschreibungen der Cliquen, Guggen, Wagen und Gruppen die Sujet Favoriten herauszukristallisieren. Nicht ohne zu betonen, dass seine Hitliste ohne Gewähr sei. (Die Sujetbeschreibungen finden sich übrigens im offiziellen Fasnachtsführer «Rädäbäng», den man ab sofort in allen Sutter-Begg-Filialen für acht Franken kaufen kann.)

Angst vor der und um die Weltpolitik

Tatsächlich muss man schon sehr zwischen den Zeilen lesen können, um eine Ahnung zu bekommen, was zum Beispiel die Alte Glaibasler mit ihrem Sujet «Judihui!! He? Dätsch.» ausspielen. Oder was vom «Highway to Hell» der Basler Bebbi zu erwarten ist.

Etwas verständlicher drücken sich die Alte Stainlemer mit «Schiss-Dräggzüügli» aus. Dass diese Riesenclique dabei nicht die gleichnamige Umschreibung eines kleinen Pfeifer- und Trommler-Grüppchens meinen, liegt auf der Hand. Mit «Schiss» ist Angst gemeint.

Ein bisschen dürfte auch er die Sujets beeinflusst haben: Auch wenn es nach He-Man aussieht, es ist US-Präsident Donald Trump.

Das Thema Angst kommt mehrmals vor. Wenn man dies nun auf den Themenkreis Weltpolitik erweitert, wie dies Bürgin getan hat, dann zeigt sich hier das Sujet Nummer eins. 32 «Einheiten» befassen sich mit dem düsteren Zustand der Welt.

Pokémon ist Favorit bei den Jungen

Auf dem zweiten Platz der Sujet-Hitliste findet sich die Rotlicht-Toleranzzone im Kleinbasel. «Basel figgt anders!» meint etwa die Alte Garde der Bajass-Clique. Es folgt das selbstreflektierende (oder -beweihräuchernde) Thema Fasnacht, der City-Bus (wenig überraschend bei den Wagencliquen beliebt) und der Brexit. «Dr Schuss isch duss; dr Brit macht Schluss» verkündet zum Beispiel der Barbara-Club.

Bei den Jungen Garden ist das Pokémon-Fieber das favorisierte Sujet. Nicht weniger als 24 Gruppen, Guggen, Wagen feiern ein Jubiläum. Auch wenn es erst der zehnjährige Geburtstag ist, wie bei den Bastaardä Waggis, die sich zu ihrer Waggis-«Stammlarve» ein neues «Stammgoschdyym» gönnen, wie sie im «Rädäbäng» ankündigen. 44 Gruppen, Wagen, Guggen und Einzelmasken verzichten ganz auf ein Sujet.

Zunehmende Anzahl an «Einheiten»

Ein paar Zahlen noch: Insgesamt haben sich 482 «Einheiten» für den Cortège angemeldet. Das sind 20 mehr als im letzten Jahr, was aber unter dem Strich nicht allzuviel aussagt. Mit einem Plus von 12 verzeichnen die «Grüppli» den höchsten Zuwachs. Fragt sich nur, was Grüppli genau sind. Das wusste auch Bürgin nicht so klar einzugrenzen, als er sagte: «Einheiten mit mehr als einer Person, die auf der Route unterwegs sind.»

Um 4 zugenommen hat die Anzahl der Guggen. Mit 63 Formationen sind nun wieder gleichviele Guggen unterwegs wie im Jahr 2000. Sehr konstant bleibt die Anzahl der Wagencliquen. 120 sind es. Das liegt aber daran, dass diese Zahl die oberste Limite ist, welche die Route erträgt. «Es existiert eine Warteliste», sagte Bruno Kern, Routenverantwortlicher im Comité.

Pferde nicht mit Orangen bewerfen

Dies alles ist im «Rädäbäng» nachzulesen. Im Fasnachtsführer sind noch viele weitere Informationen zu finden: Etwa über die Trommel- und Pfeiferschulen der Cliquen, deren Abmarschorte am Morgestraich und auch Details zum Gugge-Stärnmarsch am Fasnachtsdienstag, der kein Sternmarsch, sondern eine Parade ist, die auf geradem Wege vom Messeplatz bis zum Barfüsserplatz führt.

Und es gibt Verhaltensanweisungen. Unter dem Titel «Pferde an der Fasnacht» ist beispielsweise zu lesen, dass die Tiere nicht «mit Orangen, Räppli und Sonstigem» beworfen werden dürfen. Und eine Seite weiter noch folgender Hinweis: «Masken (in Basel ‹Larve›), Instrumente und weitere Utensilien schränken die Aktiven in ihrer Bewegungsfreiheit ein», verbunden mit der Bitte an die Guggen, bei Platzkonzerten doch bitte die Larven aufzubehalten.

So ernst ist sie, die Basler Fasnacht.

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Wers immer noch nicht begriffen hat, unser Erklärbär mit einem Exkurs:

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