Wenn man sich schon die Lunge zerstört, dann wenigstens mit Stil.
Rauchen ist was Blödes, da gibts keinen Zweifel. Es ist ungesund, riecht scheusslich und macht abhängig. Rauchen hat kaum Vorteile, es macht uns nicht zu besseren Menschen und rettet nicht die Welt, ausser vielleicht, dass es dabei hilft, die wachsende Weltpopulation mit gemeinen Krebsleiden in Schach zu halten.
Supersach ist die neue TagesWoche-Rubrik für Dinge, die die Welt nicht braucht, und Sachen, die man haben muss.
Trotzdem rauchen die Menschen und trotzdem rauche auch ich – in erster Linie weil ich finde, dass es schick aussieht. Auch das ist reichlich bescheuert, aber Menschen tun viel Bescheuertes, und davon ist sich die Gesundheit zerstören immerhin eines von den bescheuerten Dingen, die das Umfeld nicht wesentlich beeinträchtigen.
Eskapistische Wohltat
Wie meine Freundin immer zu sagen pflegt: «Immerhin verkaufe ich keine Waffen an den Irak.» Rauchen ist hochgradig eskapistisch, nicht nur als Pausenmittel, sondern auch in Lebensfragen: Ich hätte sehr viel Dummes anstellen können, stattdessen habe ich nur geraucht. (Dass das auch für Gutes gilt, lassen wir an dieser Stelle mal weg).
Angesichts all dieser Nachteile bleibt dem Raucher nur noch die Argumentation des Süchtigen: Schönreden. Und das klappt am besten mit extra schönen Glimmstängeln:
Gestatten: Sobranies, die wohl mondänsten Zigaretten der Welt.
Mit diesen Zigaretten ist Rauchen nämlich nicht mehr nur Rauchen, es ist bunte Lebenslust! Verspieltes Hobby! Eleganter Zeitvertrieb! Jede Zigarette ein Geschenk des Raucherhimmels, in den sie uns bald verfrachten wird! Sobranie-Zigaretten verschaffen einem sofort ein gutes Gewissen: Klar, man verpestet die Welt, man ruiniert sich die Lunge, man unterstützt eine dreckige Lobby – aber mein Gott sind die prächtig!
Kein Wunder: Die russischen Edelzigaretten wurden bereits im 19. Jahrhundert an den royalen Häusern Europas geraucht. Und wir Raucher haben jetzt das Privileg, uns in diese lange Tradition herrschaftlicher Suchtmenschen einzureihen – für nur 12 Euro das Päckchen fast geschenkt. Und der Irak wird es uns auch danken.
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«Sobranie Cocktail»-Zigaretten kosten ein Unvermögen und sind relativ willkürlich auf der Welt verteilt – die Autorin fand sie zuletzt auf einer israelisch-schweizerischen Hochzeit, in den Händen von jemandem, der sie im Dutyfree-Shop des Londoner Flughafens aufgestöbert hatte.