Nach zahlreichen Massenprotesten und heftigen Ausschreitungen in den vergangenen Wochen und Monaten in Ägypten ist der Jahrestag des Sturzes von Husni Mubarak zunächst ruhig verlaufen. Zahlreich demonstrierten die Menschen gegen den herrschenden Militärrat.
Ein Aufruf von mehr als 30 Oppositionsgruppen zum Generalstreik wurde dagegen kaum befolgt. Bahnen und Busse in der Hauptstadt Kairo verkehrten wie gewohnt. Geschäfte hatten geöffnet, auch aus dem Flughafen wurde regulärer Betrieb gemeldet. Lediglich auf dem Tahrir-Platz versammelten sich einige hundert Menschen zum Protest.
In einer Industriestadt im Nildelta wurden ein australischer Journalist und ein US-amerikanischer Student im Zusammenhang mit den Streikaufrufen festgenommen.
Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, wird ihnen vorgeworfen, Arbeiter in Mahalla al-Kubra nördlich von Kairo dafür bezahlt zu haben, an der Protestaktion teilzunehmen. Auch ein Ägypter, der beide als Übersetzer begleitet habe, sei in Gewahrsam genommen worden.
Ägypten Opposition hatte mit den Arbeitsniederlegungen und einer Kampagne des „zivilen Ungehorsams“ den herrschenden Militärrat zur Übergabe der Macht an eine zivile Regierung zwingen wollen. Doch gerade von den religiösen Gruppen gab es umgehend Kritik.
Sowohl muslimische als auch koptische Geistliche verurteilten den Aufruf zum Streik. Die islamistische Muslimbruderschaft, die die Mehrheit im neuen Parlament hat, erklärte, sie werde an keiner Aktion teilnehmen, die der ägyptischen Wirtschaft schade.
Versprechen zur Machtniederlegung
Der Militärrat hat versprochen, die Macht nach der Wahl eines neuen Präsidenten im Juni an eine zivile Regierung abzugeben. Gleichzeitig setzte die Armee in den vergangenen Tagen wieder landesweit auf eine sichtbare Präsenz. Gepanzerte Fahrzeuge und Soldaten sicherten wichtige Institutionen und Hauptstrassen.
Am Freitagabend hatte der Militärrat bekräftigt, nicht vor „Drohungen“ oder „Druck“ zu weichen. In einer im Fernsehen verlesenen Erklärung warnte er vor einem „Komplott“ gegen Ägypten.
In der Nähe des Verteidigungsministeriums hatten am Freitag tausende Menschen unter der Parole „Nieder mit der Militärmacht“ demonstriert. Am Samstag bekundeten im selben Viertel dutzende Demonstranten ihre Solidarität mit dem Obersten Militärrat.
Nach dem Sturz Mubaraks am 11. Februar 2011 hatte sein früherer Verteidigungsminister Hussein Tantawi an der Spitze des Obersten Militärrats die Macht übernommen.