Die globalen Wirtschaftsgrössen zu Besuch in China

In China, der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt, findet derzeit das asiatische Wirtschaftsforum statt. Noch nie war das Pendant zum WEF in Davos so hochrangig besetzt.

Microsoft-Gründer Bill Gates und Chinas Präsident Xi Jinping posieren für ein Foto am jährlichen Boao Forum in Boao. (Bild: Tyrone Siu (Keystone))

In China, der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt, findet derzeit das asiatische Wirtschaftsforum statt. Noch nie war das Pendant zum WEF in Davos so hochrangig besetzt.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping ruft zu verstärkter Kooperation in Asien auf. Das sagte er am Samstag in einer Rede zum Auftakt des asiatischen Wirtschaftsforums in Bo’ao auf der südchinesischen Insel Hainan. «Wir müssen gemeinsam eine regionale Ordnung schaffen, die besser zu Asien und zum Rest der Welt passt.» Er verwies auf die gegenseitigen Abhängigkeiten und die unverändert bestehenden Ungewissheiten in der globalen Wirtschaft.

Auch in der «neuen Normalität» mit einem langsameren Wachstum biete China anderen Ländern grosse wirtschaftlichen Möglichkeiten. Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt wolle nachhaltiger wachsen. «Sieben Prozent Wachstum wären ziemlich beeindruckend», sagte der Präsident zu dem neuen Wachstumsziel, das die Regierung im März von 7,4 Prozent im Vorjahr heruntergeschraubt hatte.

Eine neue Entwicklungsbank für alle

Xi Jinping warb für Chinas Initiativen einer «Neuen Seidenstrasse» mit dem Aufbau von Wirtschaftskorridoren bis nach Europa und die geplante Asiatische Infrastrukturinvestment-Bank (AIIB). Die neue Entwicklungsbank stehe allen Ländern offen, betonte Chinas Präsident.

Den Sorgen, dass die Bank zu einer Konkurrenz für Weltbank oder Asiatische Entwicklungsbank (ADB) werden könnte, entgegnete Xi Jinping, China suche eine «koordinierte Entwicklung» mit den anderen multilateralen Finanzinstituten.

Die Bank, die China mit 50 Milliarden US-Dollar startet, dürfte am Ende über rund 100 Milliarden US-Dollar Kapital verfügen. Ferner stellt die chinesische Regierung in einem «Seidenstrassenfonds» weitere 40 Milliarden US-Dollar bereit, um ein Infrastrukturnetz über Zentralasien oder Schifffahrtswege auszubauen.

Die jährliche Konferenz in Bo’ao mit Staats- und Regierungschefs, Spitzenmanagern und Experten ist in diesem Jahr so ranghoch besetzt wie nie zuvor seit ihren Anfängen 2002. Das Treffen gilt als das asiatische Gegenstück zum Weltwirtschaftsforum in Davos.

Hochrangige Besucher aus Europa

Die 2800 Teilnehmer reichen von Indonesiens Präsident Joko Widodo über Schwedens Ministerpräsident Stefan Lofven und Österreichs Präsident Heinz Fischer bis hin zu Microsoft-Gründer Bill Gates. Es war das erste Mal, dass Chinas Präsident auf dem Forum sprach, das zuletzt immer der chinesische Regierungschef eröffnet hatte.

In ihren Reden zum Auftakt sprachen Xi Jinping und der Generalsekretär des Treffens, Zhou Wenzhong, den Familien der Opfer des Absturzes der Germanwing-Maschine ihr Mitgefühl aus. Auch würdigten sie den vor einer Woche gestorbenen früheren Premier von Singapur, Lee Kuan Yew, als grossen Staatsmann und Strategen.

Auf die Spannungen Chinas mit seinen Nachbarn um strittige Inseln und Seegebiete im Ostchinesischen und Südchinesischen Meer ging Xi Jinping nicht direkt ein. Er versicherte nur, dass China einen friedlichen Entwicklungsweg gehen wolle und plädierte allgemein für «neue Sicherheitskonzepte».

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