Auf der indonesischen Insel Bangka schürfen die Menschen mit primitiven Methoden nach Zinn – sie riskieren ihr Leben für den Rohstoff, der unsere Smartphones laufen lässt.
Bangka ist eine relativ unbekannte Insel im Westen des indonesischen Archipels. Weitab vom Rest der Welt geht es zu und her wie im Wilden Westen zu Zeiten des Goldrausches. Männer, Frauen und Kinder graben auf der ganzen Insel nach Zinn. Im Dröhnen der Benzingeneratoren legen sie verborgene Erdschichten frei, schwemmen mit bunten Wasserschläuchen den Sand unter den Wurzeln gefällter Bäume weg und sieben den Schlamm, der das Zinnerz enthält, durch Plastikbecher.
Mit einfachen Mitteln kopieren Sie die Technik der Industrieunternehmen, die die Insel mit grossen Maschinen schon seit Jahrzehnten ausbeuten. Sie hinterlassen karge Wüsten, Gruben und unfruchtbaren Boden, während vor der Küste Offshore-Saugschiffe die Korallenriffe verwüsten und das Wasser trüben. Die Suche nach Zinn verändert nicht nur die paradiesische Insel, sie fordert auch von den Menschen Tribut: Etwa alle zwei Wochen kommt ein Arbeiter in einem Erdrutsch, der durch die Grabungen verursacht wird, ums Leben.
Wie beim Glücksspiel
«Ich habe keine Alternative», sagt Jon. Früher pflanzte er Peperoni an, bis die Preise derart einbrachen, dass er seine Familie nicht mehr ernähren konnte. Im Bergbau sieht er seine Chance: «Es ist wie beim Glücksspiel. Man gräbt, findet eine Menge Zinn und ist ein reicher Mann.»
Wirklich reich werden aber andere. Während die Menschen von Bangka gerade mal genug Zinn schürfen, um sich Essen kaufen zu können, machen Elektronikhersteller in China und Europa das grosse Geld. Sie produzieren Millionen von Smartphones, die alle kleine Mengen an Zinn enthalten. Bei jedem dritten Gerät kommt kostbare Material aus Bangka. Es wurde von einem Kind, einem Mann oder einer Frau abgebaut, die dabei ihr Leben riskierten.