Bundesrätin Doris Leuthard hat am Freitag in Luzern für ihr Konzept zur Sanierung des Gotthardstrassentunnels geworben. Auf Skepsis stiess das Versprechen, dass es beim Bau einer zweiten Röhre nicht zu einem Kapazitätsausbau komme.
Leuthard sprach an einem von der CVP-nahen Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft sowie der Industrie- und Handelskammer Zentralschweiz organisierten Podium. Der Bundesrat möchte für die Sanierung des Gotthardtunnels eine zweite Röhre bauen und danach beide Röhren einspurig betreiben. Die Alternative wäre, den Tunnel über einen längeren Zeitraum zu sperren und Lastwagen auf die Bahn zu laden.
Der Tunnel werde mit zwei Einspurröhren sicherer, sagte die Verkehrsministern. Zudem würde bei einem Unfall oder Arbeiten eine zweite Verbindung zur Verfügung stehen. Im Gesetz werde festgeschrieben, dass die Kapazitäten nicht erhöht werden dürften. Der Alpenschutzartikel werde somit respektiert.
Die Urner Bevölkerung hat sich mit 57 Prozent gegen eine zweite Röhre durch den Gotthard ausgesprochen. Allerdings sind die Urner auch dagegen, dass in ihrem Kanton die Lastwagen auf die rollende Landstrasse (Rola) verladen werden.
Kritik am Kanton Uri
Dieses doppelte Nein sei ein taktischer Fehler, sagte Leuthard. Der Urner Landammann Josef Dittli wies dies zurück. Es brauche für die Sanierung des Tunnels ein anderes Konzept, sagte er. Uri sei bereit, einen Beitrag zu leisten. Die Haltung der Urner führte er darauf zurück, dass diese in den letzten Jahrzehnten schlechte Erfahrungen mit dem Schwerverkehr gemacht hätten.
Der Nidwaldner Baudirektor Hans Wicki wies darauf hin, dass ausser Uri die ganze Zentralschweiz den Bundesratsweg unterstütze. Auch der Tessiner Nationalrat Fabio Regazzi (CVP) tat dies. Müsse die Gotthardverbindung für die Tunnelsanierung gesperrt werden, hätte dies nicht nur negative wirtschaftliche, sondern auch staatspolitische Konsequenzen, sagte er.
Der Luzerner Nationalrat Louis Schelbert (Grüne) dagegen sah in der Sanierung des Tunnels ohne zweite Röhre die Chance, den Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu bringen. Der Fuhrhalter Peter Galliker dagegen stellte sich hinter die Bundesratslösung, dies vor allem aus Kostengründen.
Der Luzerner CVP-Kantonsrat Pius Zängerle zeigte eine gewisse Skepsis bezüglich der bundesrätlichen Zusagen. Er wollte nicht ausschliessen, dass schon bald in Spitzenzeiten der Gotthardtunnel vierspurig betrieben werden könnte.
Diese Gefahr bestehe, sagte auch der Urner Landammann Dittli. Der Tessiner Nationalrat Regazzi hielt die Furcht aber für unbegründet, dass der Alpenschutzartikel nicht respektiert werde. Sein Luzerner Amtskollege Schelbert sagte dagegen zum bundesrätlichen Versprechen: „Kein Mensch glaubt das.“