Ein Kollektiv, das sich für Flüchtlinge einsetzt, besetzt seit Montag einen Hörsaal der Universität Lausanne. Die Aktivisten wollen auf ihr Engagement aufmerksam machen und hoffen auf Unterstützung aus dem akademischen Umfeld. Die Uni-Leitung bedauert das Vorgehen.
Die Gruppierung nennt sich Collectif R, wobei das R für «réfugié», Flüchtling, steht. Die Aktion an der Universität Lausanne soll vier Tage dauern. «Für Menschenrechte, gegen Dublin-Ausschaffungen», steht sinngemäss übersetzt auf einem Transparent am Eingang des Geopolis-Gebäudes.
Der Öffentlichkeit ist das Collectif R bereits bekannt, weil es seit acht Monaten den Pfarrsaal der St-Laurent-Kirche in Lausanne besetzt hält. Es verlangt die Abschaffung der Ausschaffungen von Asylsuchenden unter Berufung auf das Dublin-Abkommen.
Das Kollektiv und die anwesenden Flüchtlinge wollen bis Donnerstag die Stellung halten. Etwa 500 Professoren, Assistenten und Studierende unterstützten die Aktion. Am Mittag befanden sich rund 50 Personen vor Ort – Mitglieder der Gruppierung, Flüchtlinge und Studierende.
Die Gruppierung lancierte zudem eine Petition und kündigte an, vor Ort Debatten, Vorträge und «Solidaritäts-Mahlzeiten» zu organisieren. Eine Gruppe wird auch im Hörsaal übernachten.
Rektorat bedauert Methode
Das Rektorat der Uni Lausanne bedauerte die gewählte Methode. Die Universität wäre einverstanden gewesen, für Debatten Räume zur Verfügung zu stellen, wie Vizerektorin Danielle Chaperon der sda sagte. Aber um die Medien aufmerksam zu machen, werde ein Hörsaal in der Nacht besetzt. «Wir fühlen uns instrumentalisiert.»
Das Rektorat sei in einer heiklen Lage, sagte Chaperon. Es seien bereits Mails aus der Universität eingegangen mit der Frage, wann diese Leute umquartiert würden. Ein Treffen des Rektorats mit dem Kollektiv ist für Dienstag geplant.