Die Verpflichtung von Tommy Albelin als Trainerassistent der Schweizer Nationalmannschaft kann schon jetzt, unabhängig vom weiteren WM-Verlauf, als guter Schachzug bezeichnet werden.
Vor einem Jahr in Moskau resultierte vor allem wegen der defensiven Anfälligkeit der enttäuschende 11. Rang. Die Schweizer kassierten in den sieben Vorrundenspielen nicht weniger als 25 Gegentore, davon zehn in Unterzahl. Einzig Weissrussland sowie die Absteiger Kasachstan und Ungarn waren in dieser Statistik noch schlechter.
Nationaltrainer Patrick Fischer liebt das offensive, spektakuläre Eishockey. Den Schweizern fehlt dafür allerdings die spielerische Qualität, sie können auf dieser Stufe nur mit einer soliden Verteidigung erfolgreich sein. Diesbezüglich ist Albelin ein ausgewiesener Fachmann.
Der 52-jährige Schwede war selbst ein Topverteidiger, der 1037 Partien in der NHL bestritten und mit zwei Stanley-Cup-Triumphen (1995 und 2003) sowie dem WM-Titel 1987 fast alles gewonnen hat. Ausserdem spielte er während zwölf Saisons für die New Jersey Devils, einst der Inbegriff für defensive Stabilität. Bei den Devils arbeitete er zudem vier Jahre als Assistent.
Albelin bringt also, was die Defensive betrifft, einen reichen Erfahrungsschatz mit und scheint sein Wissen auch gut vermitteln zu können. Jedenfalls ist dessen Handschrift bei den Schweizern gut zu erkennen. In den ersten vier Partien liessen sie bei fünf gegen fünf Feldspielern bloss zwei Gegentore zu, im Boxplay sind es deren drei. Gegen Norwegen (3:0) und Weissrussland (3:0) spielten die Schweizer zu Null.
«Es gibt gute Zeichen. Wir bewegen uns in die richtige Richtung», sagte Albelin. Die Spieler würden versuchen, die Inputs umzusetzen, mehr könne er nicht verlangen. Albelin ist aber auch klar, dass es gegen Kanada (Samstag), Finnland (Sonntag) und Tschechien «den nächsten Schritt braucht, wir als Team noch besser werden müssen.»
Ein wichtiger Punkt wird gegen diese Mannschaften das Timing im Forechecking sein. Stimmt dieses nicht, geht die Kompaktheit in der Mittelzone verloren. «Es ist schwierig für die Verteidiger, wenn der Stürmer mit Speed durch die neutrale Zone kommt», so Albelin.
Ohnehin kommt für den Skandinavier das defensive Denken an erster Stelle. Sein Motto lautet: «Du sollst die Chance in der Offensive nutzen, wenn du sie erhältst, darfst aber nicht die defensive Verantwortung vernachlässigen.» Es sei aber sehr schwierig, das richtige Gleichgewicht zwischen mehr Aggressivität und Zurückstehen zu finden. «Das ist ein Lernprozess, der auch viel Video-Studium erfordert.»
Albelin hofft deshalb, dass noch mehr Schweizer den Schritt nach Nordamerika oder auch in die KHL wagen, um auf höchster Stufe zu lernen. «Man wächst dort auch als Person», so Albelin. «Wenn du es nicht versuchst, weisst du nicht, ob du Erfolg hast.»
Es gebe Spieler, die auf internationalem Niveau besser seien als in der NLA und umgekehrt. Das Paradebeispiel eines Verteidigers ist für ihn Drew Doughty von den Los Angeles Kings. «Er kann alle Situationen spielen.» Auch Roman Josi gehört für ihn diese Kategorie. «Von solchen Spielern gibt es nicht viele», sagte Albelin.
Die Zusammenarbeit mit Fischer schätzt er sehr. «Wir haben eine offene Kommunikation. Ich denke, es funktioniert sehr gut.» Dass Fischer früher ein Stürmer war und er ein Verteidiger, findet er einen «guten Mix» – ein Mix, der die Schweiz in die Viertelfinals führen soll.