Putzen, Pflegen, Checken – wer sich an seinem Fahrrad nicht die Hände schmutzig machen will, ist bei der Veloclinic in Basel gut aufgehoben. Die Begutachtung einer Dienstleistung für den Zweiradfahrer.
Etwas Laub unter dem Tretlager, das geht ja noch; ein paar Räppli unter dem Schutzblech, die sind rasch weggespült, und ein paar eingetrocknete Dreckwasserspritzer am Rahmen, kein Problem.
Aber der hartnäckige Dreck, hartnäckiger Dreck erst recht an den diffizilen Stellen – nein danke. Mag ja sein, dass einer so etwas wie eine Liebesbeziehung hat zu seinem Velo, sei es sein Stadtvelo, sein Bike oder sein Rennrad. Der hat es sorgsamst ausgewählt, es innig kennengelernt, er tüftelt gern, zerlegt, pützerlet, setzt wieder zusammen, glänzt selbst angesichts des neuen Glanzes und wird sein Liebstes nie in fremde Hände geben.
Ich gehör nicht zu jenen. Mein guter Göppel, verzeih mir, ich mag dich, bist ein guter Kumpel, bist zuverlässig, stabil, flexibel und schnell. Punkt. Dafür mag ich Dich. Aber Dein Innerstes, mit Verlaub, gurkt mich an. Mit Innerstem mein ich Dein Kettenblatt, Deine Kassette, Dein Schaltwerk. Wie komm ich mit untauglichem Material und ungeschickten Fingern dahin, um Fett und Öl und Teerspritzer und Bremsdreck und überhaupt die gesamten Strassenrückstände zu entfernen?
Die schwarzen Fingernägel
Erstens gar nicht. Und zweitens zeugen tagelang schwarze Fingernägel von meinen vergeblichen Versuchen. Vorbei, Vergangenheit. Von jetzt an bring ich dich in die Clinic. Die gibts tatsächlich, die Veloclinic von VeloPlus; die Fachleute von VeloPlus hatten bisher als Professoren gegolten in Sachen Zubehör; jetzt machen sie mit ihrer Clinic endlich auch den Doktor in Sachen Sicherheit und Sauberkeit. Wir Alltagsvelofahrer atmen auf.
«Clinic» mag ein etwas geschwollener Begriff sein für etwas scheinbar Banales wie eine Velowaschstation; aber nach näherem Hingucken bekommt er schon seine Berechtigung: Da sind Fachleute am Werk, da wird behandelt, da wird gepflegt, da wird gereinigt, und danach gehts dem gepäppelten Objekt sichtbar besser und dem Besitzer desselben ist spürbar wohler.
Die Dusche für das Velo
Die Clinic ist im wesentlichen eine sehr gut ausgestattete Dusche. Ein Lift bringt das Velo aus der Wanne hinauf auf komfortable Arbeitshöhe. Beim Gesundheitscheck kontrolliert der «Doktor» den Allgemeinzustand, speziell die Bremsen, die Schaltung, die Reifen, die Räder, die Beleuchtung und die Kette.
Für die Reinigung wird der sogenannte Smartwasher unter das Velo gefahren; eine auf 39 Grad erwärmte, lösungsmittelfreie Reinigungsflüssigkeit tut jetzt ihre Arbeit, das Schmutzwasser fliesst auf eine Filtermatte, dort zersetzen Bakterien Öl und Fett, die Flüssigkeit wird wiederverwendet, die Filtermatte wird periodisch ersetzt; gebrauchte Matten werden der Kehrichtverbrennung zugeführt. Schliesslich wird das Velo mit dem lackschonenden Petrus-Reiniger besprüht, dann abgespritzt, getrocknet und, dort wo nötig, sparsam wieder geölt. Sauber und fertig.
«Mit dieser Veloclinic erreichen wir zwei Ziele aufs Mal», sagt Kim Weibel von VeloPlus, «wir bekommen das Velo rasch und fachmännisch in einen guten Zustand, und wir haben ein ökologisch einwandfreies Reinigungssystem; wer sein Velo zuhause putzt, hat schon Mühe, einen geeigneten Platz zu finden, und Dreckwasser und Putzmittel gelangen meist ungehindert in den Ablauf.»
Und wir hatten noch gemeint, die schwarzgeränderten Fingernägel seien das grösste Problem.