Die libysche Übergangsregierung hat finanzielle Hilfe für die Bevölkerung angekündigt. Sie reagiert damit auf den wachsenden Unmut über den stockenden Wiederaufbau des Landes. Jede Familie soll 2000 Dinar (rund 1420 Schweizer Franken) erhalten.
Familien, die Angehörige im Kampf gegen den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi verloren haben, sollen zudem eine monatliche Sonderzuwendung erhalten. Dies kündigte Ministerpräsident Abdel Rahim al-Kib in einer Fernsehansprache am Samstagabend an.
Ehemalige Rebellen-Kämpfer, die keine Arbeit finden, sollen eine Zahlung für das vergangene Jahr und die ersten beiden Monate 2012 erhalten. Auch Studenten sollen finanziell unterstützt werden.
Am Freitag hatte Libyen den ersten Jahrestag des Volksaufstands gegen Gaddafi gefeiert. Zwar hat sich die Lage nach dem Sturz Gaddafis für viele Libyer verbessert. Doch der Aufbau eines demokratischen Staates erweist sich als schwierig.
Wachsende Unzufriedenheit
Auch gelang es noch nicht, die zahlreichen Milizen in Polizei und Armee einzugliedern. Zuletzt wuchs die Unzufriedenheit, und Teile der Bevölkerung forderten raschere Fortschritte.
Auch konnte die Übergangsführung ihre Autorität noch nicht in jeden Winkel des Landes ausdehnen. Dieses Machtvakuum haben Milizen ausgefüllt. Deren Kämpfer beteuern zwar ihre Loyalität zu der neuen Führung, im Zweifel hören viele aber nur auf ihre Kommandanten, die oft genug mit anderen Milizenchefs um Macht und Einfluss konkurrieren.
So kam es zuletzt im Südosten des Landes bei Gebietsstreitigkeiten zu Kämpfen zwischen rivalisierenden Stämmen. Dabei wurden Dutzende Menschen getötet. Die Regierung entsandte am Wochenende weitere Truppen in die Region, um die Gewalt zu beenden.