Schweizer und deutsche Wissenschaftler haben erstmals Anwohner von Windkraftanlagen zu ihrer Einstellung zu diesen Anlagen befragt. Diese war in der Regel positiv: 78 Prozent der Befragten befürworteten die Windkraftanlage vor Ort, nur 6 Prozent waren dagegen.
Von dieser Minderheit engagierten sich jedoch 36 Prozent aktiv gegen die Windkraft, etwa als Mitglied einer Vereinigung gegen Windenergie, während sich nur 6 Prozent der Befürworter aktiv für die Windkraftanlagen einsetzten. Dies zeigt eine Studie der Hochschule St. Gallen und der Universität Halle-Wittenberg (D) auf.
Die Forschenden haben 467 Anwohner befragt, die in einem Umkreis von bis zu 5 Kilometer von einer Windenergieanlage mit mindestens 900 Kilowatt Leistung leben (Andermatt UR, Collonges VS, Entlebuch LU, Martigny VS, Mt. Crosin BE, Peuchapatte JU, St. Brais JU).
Die Ergebnisse zeigen nach Angaben der Autoren eindeutig, dass die Mehrheit der befragten Anwohner die Windkraftanlagen vor Ort befürwortet. Anders als die Gegner setzt sich diese aber kaum aktiv ein. Diese Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Windkraftgegner eine Minderheitenmeinung vertreten dürften, ist das Fazit der Autoren.
Die Studie «Wirkungen von Windkraftanlagen auf Anwohner in der Schweiz: Einflussfaktoren und Empfehlungen» wird im aktuellen Bulletin der Schweizerischen Aktion für vernünftige Energiepolitik (AVES) zitiert, die sowohl Kernenergie als auch alternative Energien befürwortet.
Baulärm und Stromrabatte
Der Planungs- und Bauprozess spielt eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung: Je positiver dieser erlebt wird, desto grösser ist die Akzeptanz. Dieses Resultat deckt sich laut den Autoren mit früheren Studien. Waren die Anlagen vom Wohnort aus sichtbar, schwächte dies die Zustimmung etwas ab, die Distanz spielte keine Rolle.
18 Prozent der Anwohner fühlten sich durch die Anlagen mittel bis stark belästigt, ohne aber Stresssymptome zu zeigen, 6 Prozent berichteten über solche, etwa Probleme beim Einschlafen. Am ehesten wurden die Geräusche und die Beeinträchtigung des Landschaftsbilds als störend empfunden, wobei nur 4,5 respektive 0,4 Prozent der Befragten deswegen Stresssymptome aufwiesen.
Insgesamt wurden Vorteile stärker gesehen als Nachteile. Als Vorteile sahen die Befragten den Klimaschutz, die Unabhängigkeit von Stromimporten und den Kernkraftausstieg. Nachteile waren eine Beeinträchtigung des Landschaftsbilds sowie der Vögel und Fledermäuse.
Zur Minimierung der Auswirkungen empfehlen die Forschenden, zum einen die Bauphase von Windanlagen möglichst kurz zu halten und den Betrieb möglichst geräuscharm zu gestalten. Zum anderen empfehlen sie eine stärkere finanzielle Beteiligung der Anwohner. Dies könne die Beteiligung an einem Fonds sein, der aus den Erträgen der Windanlage gespeist wird, oder auch Rabatte auf der Stromrechnung.