Viele kennen bloss ihr Kürzel, aber kein Nachrichtenkonsument kommt an der sda vorbei. Seit dem 1. Januar 1895 Jahren versorgt die Schweizerische Depeschenagentur die Schweiz rund um die Uhr mit aktuellen Informationen zum Geschehen im In- und Ausland.
Als Aktualitätengrossistin wirkt die sda heute hinter den Kulissen des Medienbetriebs. Das war in den 120 Jahren ihres Bestehens nicht immer so. Ab 1931 gehörte die sda in den Schweizer Stuben lange Jahre zum festen Bestandteil des täglichen Mittagsrituals.
«Sie hören die Nachrichten der Schweizerischen Depeschenagentur», tönte es – exakt nach dem Zeitzeichen von 12.30 Uhr – aus den Radioempfängern der Nation.
Wie der Sender Beromünster sind die sda-Nachrichten Geschichte. Seit 1971 gestalten die SRG-Sender ihre Informationen selber. Als Mitbesitzer beziehen sie aber bis heute ihren Grundbedarf an Meldungen von der Agentur. Das Gleiche gilt für die Zeitungen.
Gegen ausländische Dominanz
Schweizer Verleger und Journalisten waren es auch, die 1894 aus Unzufriedenheit über die Auslandabhängigkeit der Presse zur Selbsthilfe griffen. Zur «Hebung ihres Depeschendienstes» gründeten sie das «Syndikat schweizerischer Zeitungen».
Ziel war der Aufbau einer nationalen Nachrichtenagentur. Zu jener Zeit hatten die grossen ausländischen «Telegrafen-Bureaux» den Markt unter sich aufgeteilt. Sie diktierten nach Belieben die Preise, und oft waren ihre «Telegramme» den nationalen Interessen entsprechend gefärbt.
Selbst über innerschweizerische Vorgänge mussten hiesige Leser aus Paris oder Berlin erfahren. Die Genauigkeit blieb dabei zuweilen auf der Strecke. «Erzähl‘ doch keinen Havas», lautete eine Redensart – der Name der französischen Agentur wurde im Volksmund zum Inbegriff für Märchengeschichten und Unwahrheit.
Am 25. September 1894 fand im Berner Casino die konstituierende Generalversammlung der Schweizerischen Depeschenagentur AG statt, und am 1. Januar 1895 konnte die sda ihren Betrieb aufnehmen – zunächst mit zehn Angestellten im «Hauptbureau» an der Berner Spitalgasse sowie in Basel, Zürich und Genf.
Die Berner Zeitung «Bund» kommentierte das Ereignis mit den Worten: «Kein Land hat eine so verbreitete Presse wie die Schweiz. Wir waren es unserer Würde und unserer Selbständigkeit schuldig, einen eigenen telegraphischen Dienst für unsere Blätter zu schaffen, eine schweizerische Kontrolle.»
Dreisprachiger Basisdienst als Kerngeschäft
Für das Inland wurde sukzessive ein Netz von festen und freien Korrespondenten aufgebaut. Meldungen aus der übrigen Welt bezog und bezieht die sda von ihren ausländischen Partnern. Zu Beginn gab es einen deutsch- und einen französischsprachigen Dienst; die italienische Redaktion kam 1915 dazu.
In Kriegszeiten wurde die sda zur Drehscheibe des europäischen Nachrichtenaustausches. Von 1939 bis 1945 gehörten ihre Meldungen zu den meistgehörten Radionachrichten Europas. In den 1950er-Jahren folgte der Telefonnachrichtendienst. Aus ihm ging mit dem Aufkommen des Internets in den 1990er-Jahren der multimediale Online-Dienst hervor.
Dazu kamen im Laufe der Zeit weitere Spezialangebote wie die Regionaldienste, der People-Dienst mit Soft-News oder der Archivdienst sda-direct. Kerngeschäft der sda ist aber nach wie vor der Basisdienst mit den Ressorts Inland, Ausland, Wirtschaft und Kultur.
Am Hauptsitz in Bern und an den übrigen zwölf Standorten verfassen dafür rund 160 Journalistinnen und Journalisten pro Jahr gegen 170’000 Meldungen auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Was ihre Vorgänger im ersten Betriebsjahr der sda 1895 an Text produzierten, verlässt heute das «Förderband der Realität» (alt Brundesrat Kaspar Villiger) in rund zwei Tagen.
Beteiligungen der sda
Sportereignisse werden von der Sportinformation (Si) abgedeckt, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der sda. Zur sda-Gruppe gehören ferner news aktuell (50 Prozent), die Finanznachrichtenagentur awp (50 Prozent) sowie die Fotoagentur Keystone (40 Prozent). Insgesamt zählt die Gruppe gut 300 Vollzeitstellen.