Die Miss Schweiz 2015 ist eine Freiburgerin: Lauriane Sallin studiert Französisch und Kunstgeschichte. Zum ersten Mal wurde die schönste Schweizerin nur vom Publikum auserkoren. Sie brillierte mit Geografiewissen und widmet die Krone ihrer verstorbenen Schwester.
Die dunkelhaarige Sallin mit den rehbraunen Augen und dem strahlenden Lächeln hat das Publikum überzeugt: Bei der Wahl am Samstag in Basel setzte sie sich gegen ihre 11 Konkurrentinnen durch. Der zweite Platz ging an die Walliserin Chiara Kummer, auf dem dritten Platz landete Monika Buser aus Basel.
Die 22-jährige Siegerin aus Belfaux FR sagt von sich selber sie sei wissbegierig, aber auch eine Macherin. «Ich interessiere mich sehr für Kunst, Archäologie und die Natur», sagte Sallin dem «SonntagsBlick». Dass sie etwas im Köpfchen hat, bewies die Miss Schweiz in der Geografie-Challenge. Im Finale, das von Sat 1 Schweiz übertragen wurde, konnte sie acht von neun Sehenswürdigkeiten, Städte und Kantone der Schweiz richtig zuordnen.
«Meine verstorbene Schwester wäre stolz auf mich.»
Die neue Schönheitskönigin ist in einer grossen Familie aufgewachsen und wohnt noch Zuhause. 2015 durchlebte Sallin eine schwierige Zeit, als ihre Schwester nach einem Krebsleiden starb. «Die Krone widme ich meiner toten Schwester», sagte Sallin dem «SonntagsBlick». «Sie wäre so stolz auf mich.» Mit ihrer Erfahrung möchte sie laut der Miss Schweiz Organisation andern Betroffenen helfen. Auf die karitative Arbeit freue sie sich am meisten, sagte Sallin.
Die neue Miss Schweiz ist gläubige Katholikin. Nacktbilder würden für sie nicht in Frage kommen, sagte sie im Interview. Gegen gleichgeschlechtliche Ehe habe sie aber nichts einzuwenden. «Mir ist wichtig, dass jeder Mensch seine Liebe frei leben kann.» Die schönste Frau der Schweiz ist seit fünf Jahren vergeben.
Von sich selber sagt Sallin, dass sie Zuhause «den Schädel eines Schafes» und einen eigenwilligen Charakter habe. Ob sie sich in ihrem Amtsjahr erfolgreich für ihre Ziele durchzusetzen vermag, bleibt abzuwarten. Sallin ist diesbezüglich optimistisch: «Ich mache aus jeder Situation das Beste.»
Neu: Zuschauer entscheiden
Neu in diesem Jahr war, dass die Miss ausschliesslich vom Publikum gewählt wurde. Bisher zählte die Stimme der Jury jeweils zur Hälfte dazu. Das diesjährige Motto des Wettbewerbs lautete: «beauty and heart go together» – Schönheit und Herz gehören zusammen.
Moderiert wurde die Show von Komiker Claudio Zuccolini. Für Schmunzeln sorgten derweil die Antworten der Kandidatinnen zum Thema Politik. Fragen zur Amtszeit des Bundesrates, zur Gründung der Schweiz und zu den Halbkantonen brachten einige Kandidatinnen ins Stottern. Etwas besser schnitten die Schönen in der Kategorie Klatsch und Tratsch ab.
Pre-Shows nach ausländischem Vorbild
Das Finale hat dieses Jahr schon viel früher angefangen. Seit dem 11. Oktober konnten Fans für ihre Lieblinge online ihre Stimme abgeben. Kennenlernen durften die Zuschauer die Kandidatinnen in vier Sendungen vor dem offiziellen Finale. In den sogenannten «Pre-Shows» wurden die Kandidatinnen neu gestylt, besuchten ein Altersheim und mussten ihre Kreativität in einem Talent-Video unter Beweis stellen – eine Anlehnung an ausländische Schönheits-Sendungen wie «Germanys next Topmodel».
Diese Imitation könnte ein weiterer Versuch sein, das Image der Missen-Wettbewerbs aufzupolieren. Die Wahl der schönsten Frau der Schweiz hat in den letzten Jahren stark an Popularität eingebüsst. Wegen tiefer Einschaltquoten kippte SRF die Sendung nach der Wahl 2011 aus dem Programm, ein Jahr später fiel die Show mangels Sponsoren ganz aus. 2014 kaufte der Unternehmer Guido Fluri die Organisation auf und unterzog sie einer Gesamterneuerung.
Protest gegen Austragung in Bern
Die schönste Frau des Landes soll nicht mehr nur sich selber vermarkten, sondern den Fokus auf karitative Organisationen lenken. Zum neuen Konzept gehört, dass der neuen Miss Schweiz wie auch schon der abtretenden Laetitia Guarino der Lohn auf 120’000 Franken gekürzt wurde. Jeder weitere Verdienst geht an die «Stiftung für das Kinderherz» des Herzchirurgen Thierry Carrel.
Die Wahl 2015 fand zum ersten Mal im Musical Theater in Basel statt. Der Veranstalter verschob den Anlass vom Bundesplatz in Bern kurzerhand, nachdem es letztes Jahr zu einem umstrittenen Polizeieinsatz gegen jugendliche Demonstranten kam, die gegen Sexismus und die Zurschaustellung der Frau protestierten.