Ausgehend von einem gross angelegten Architekturwettbewerb wollte der Kanton den Schaffhauserrheinweg grundlegend umgestalten. Inzwischen ist das Projekt auf der Prioriätenliste nach hinten gerutscht und könnte sich auf Jahre hinaus verzögern.
Es ist noch immer alles beim Alten am Schaffhauserrheinweg. Von der geplanten Umgestaltung zwischen Wettsteinbrücke und Tinguely-Museum ist noch nichts zu sehen, dabei hätten die Bauarbeiten gemäss Zeitplan bereits letztes Jahr beginnen sollen. Und die Verzögerung wird sich weiter vergrössern, je nach dem bis zu zehn Jahre. Grund dafür sei die zunehmend angespannte Finanzlage des Kantons, sagt der Projektleiter Dirk Leutenegger vom Hochbau- und Planungsamt.
Die geplante Umgestaltung des stiefmütterlich behandelten Schaffhauserrheinwegs hatte vielversprechend begonnen. Den vor drei Jahren ausgeschriebenen Architekturwettbewerb liess sich der Kanton einiges kosten: Es wurden Preisgelder in der Höhe von 180’000 Franken ausbezahlt.
Die Prioritäten haben sich verändert
Das Siegerprojekt des Architekturbüros Hager Partner AG aus Zürich überzeugte: Das Rheinufer zwischen Tinguely-Museum und Wettsteinbrücke sollte zu einer weitläufigen und begrünten Flaniermeile werden. Kiesstrände sollten entstehen, eine breite Allee, Sprungbretter und Spazierwege. Mit der kommenden Wohnüberbauung beim Kinderspital sollte auch die Rheinpromenade im Wettsteinquartier erneuert werden und so ein Jahrzehnte altes Begehren umgesetzt werden.
Doch inzwischen haben sich die Prioritäten beim Baudepartement offenbar geändert. Man scheint nicht mehr gewillt, die Kosten für das Projekt zu bewilligen. Die Regierung diskutiere zur Zeit den Budgetvorschlag, sagt Projektleiter Leutenegger. Es deute aber alles darauf hin, dass das Projekt noch weiter verschoben werde. Man wolle warten, bis die Infrastruktur der betroffenen Strassen in einigen Jahren restlos abgeschrieben und der Wertverlust bei der Umgestaltung weniger gross sei, lautet die offizielle Erklärung. Leutenegger spricht von einer «Anpassung der politischen Strategie».
Trotz Verzögerung nicht in Sand gesetzt
Eine Einschätzung, welche Departementssprecher Marc Keller teilt. Man habe die Prioritäten aus wirtschaftlichen Überlegungen überprüft. Alleine die Schulhausneubauten kosten den Kanton knapp 800 Milionen Franken, auch die Tramerweiterung belastet das Budget. Die Prioritäten haben sich verschoben, zu Ungunsten der geplanten Umgestaltung. Es bestehe zum jetzigen Zeitpunkt keine Dringlichkeit für die Umgestaltung, sagt Keller. Auch wenn sich die Umsetzung um weitere Jahre verzögert, sei diese nicht für immer ausgesetzt. «Das Siegerprojekt wird sich auf langfristig bewähren.»
Zum erneuten Mal aufgeschoben
Wann und in welcher Form das Projekt realisiert wird, hängt vom Budgetentscheid des Regierungsrats ab. Dieser wird sich im Spätherbst mit dem Geschäft befassen – wie teuer der Umbau tatsächlich wird, ist heute noch unklar. Alternativ zu einer zeitlichen Verzögerung des Projektes käme auch eine reduzierte Umgestaltung in Frage. Projektleiter Leutenegger kann sich durchaus vorstellen, dass es Abstriche geben wird. «Wenn wir aber die ursprünglichen Ziele der Neugestaltung nicht erreichen, dann ist mir lieber wir warten noch ein paar Jahre zu mit der Umsetzung.»
Die Umgestaltung des Schaffhauserrheinwegs wurde bereits vor knapp 30 Jahren erstmals zurückgestellt, man wollte die künftige Neunutzung des Kinderspitalareals abwarten. Kurz vor der Jahrtausendwende forderte dann das kantonale Mitgestaltungsprojekt «Werkstadt Basel» erneut eine Aufwertung der Rheinpromenade. Vor vier Jahren reichte der damalige Grossrat Roland Engeler einen entsprechenden Vorstoss ein und legte damit den Grundstein für den erfolgten Wettbewerb.
Dass die Umgestaltung jetzt erneut aufgeschoben werden soll, will er nicht hinnehmen. Die Rheinpromenade müsse parallel zum Kinderspitalareal umgestaltet werden. Engeler: «Der ideale Zeitpunkt dafür ist jetzt.»